Auf Zeitreise rund um Paris Französische Filmtage starten am Mittwoch in Beuel

BONN · Vom 28. Juni bis 12. Juli zeigt die Neue Filmbühne in Beuel in Kooperation mit dem Institut Francais Bonn 13 Produktionen unserer französischen Nachbarn, die nun frisch von den Festivals ins Kino kommen.

Le roi est mort, vive le roi: So lautet die Heroldsformel, mit der in Frankreich der Tod des alten Königs bekannt gegeben und gleichzeitig der neue ausgerufen wurde. Doch ganz soweit ist es noch nicht, als Ludwig XIV. nach einem Jagdunfall im August 1715 versucht, die Regierungsgeschäfte vom Bett aus weiter zu führen. Der Kontrast zwischen dem Leid des an Wundbrand sterbenden Monarchen und seiner gottähnlichen Stellung nimmt absurde, zuweilen boshaft-komische Züge an. Albert Serras Film debütierte im Mai 2016 bei den Filmfestspielen von Cannes und wurde von der Kritik gefeiert.

Nun steht das Kammerspiel auf dem Programm der Französischen Filmtage Bonn vom 28. Juni bis 12. Juli; einer Kooperation der Neuen Filmbühne mit dem Institut Francais. Die 13 Beiträge, die in diesen zwei Wochen zu sehen sind, kommen sozusagen frisch von den Festivals und decken dabei ein beeindruckendes Spektrum ab, dem der französische Film seit einigen Jahren die Aufmerksamkeit des europäischen Kinopublikums zu verdanken hat – so wie es dem britschen Film in den 1980er und 1990er Jahren gebührte.

Eröffnet wird das Festival in Bonn mit der Komödie „Il a déjà tes yeux – Zum Verwechseln ähnlich“; in Anwesenheit der Hauptdarstellerin Aissa Maiga. Lucien Jean-Baptist („Triff die Elisabeths)“ lässt ein schwarzes Paar ein weißes Baby adoptieren und die Vorurteile dabei nur so aufeinander krachen.

In „Le petit Locataire – Das unerwartete Glück der Familie Payan“ von Nadège Loiseau mit Karin Viard („Verstehn sie die Belliers“), stellt eine späte Schwangerschaft das Leben einer Familie völlig auf den Kopf. Leisere Töne schlägt „Paris pieds nus – Lost in Paris“ von und mit Dominique Abel und Fiona Gordon an. Die beiden Tänzer beziehen sich bewusst auf die Slapstick Anfänge des Kinos.

In „Paris pieds nus“ ist neben Pierre Richard auch Emmanuelle Riva („Hiroshima mon amour“) zu sehen. Ernstere Töne schlagen „Ce qui nous lie – Der Wein und der Wind“ von Cédric Klapisch und „Chez nous – Das ist unser Land!“ von Lucas Belvaux an. Das Familien-Drama um drei Geschwister auf dem Weingut ihres verstorbenen Vaters lässt alte Konflikte aufbrechen, ohne eilfertige Patentrezepte aufdrängen zu wollen. Und das gegen den Rechtspopulismus gerichtete „Chez nous“ ist an Aktualität kaum zu überbieten.

Der Ikone der französischen Fotografie ist der Dokumentarfilm „Robert Doisneau – Das Auge von Paris“ gewidmet, das – en passant – bewegte Bilder von Paris und den Parisern zeigt.Und mit „Une vie – A woman’s life“ von Stéphane Brizé nach dem Roman von Guy de Maupassants wird das Programm historisch. Was auch auf die Künstlerbiografien „Rodin“ und „Django“ zutrifft.

Die Geschichte des Bildhauers und seiner berühmtesten Schülerin Camille Claudel führt ins Paris des Jahres 1880. 1943 steht der begnadete Jazzgitarrist und -komponist Django Reinhardt im von den Nazis besetzten Frankreich auf dem Gipfel seines Erfolges. Ein bedrohter Erfolg, und die Flucht des Sinto vor der Deportation wird zum Abenteuer. Ähnlich ergeht es auch den jüdischen Brüdern in „Un Sac de billes – Ein Sack voll Murmeln“ nach dem auf eigenen Erfahrungen basierenden Roman von Joseph Joffo.

Der einzige Film des Festivals, der bereits in Bonner Kinos zusehen war ist „Ma vie de Courgette – Mein Leben als Zucchini“ von Claude Barras. Der Oscar nominierte Stopmotion-Trickfilm für Erwachsene wurde auf mehreren Festivals mit Preisen überschüttet. Zum Abschluss zeichnet Lisa Azuelos mit „Dalida“ Leben und Lieben der berühmten französischen Chanson-Sängerin sein nach. Im Anschluss daran wird – so ist es Brauch – der Publikumsfavorit gekürt.

Info: Neue Filmbühne, Friedrich-Breuer-Straße 68, Eintritt: 7,50 (erm. 6,50) Euro, Festivalpass: 40 Euro), www.frz.filmtage-bonn.de

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