Beethoven-Woche in Bonn Die Kinder der Hammerklaviersonate

Bonn · Der Franzose Cédric Tiberghien gastiert am Donnerstag bei der Bonner Beethoven-Woche im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses.

Ein Virtuose aus Paris: Cédric Tiberghien am Klavier.

Ein Virtuose aus Paris: Cédric Tiberghien am Klavier.

Foto: Benjamin Ealovega

In seiner Heimatstadt Paris war der Pianist Cédric Tiberghien kürzlich in der Ausstellung „Ludwig van“, die derzeit in der neuen Philharmonie zu sehen ist. Eine sehr spannende Schau, wie er findet, gerade weil es in Wahrheit keine Ausstellung über Beethoven selbst, über sein Leben und seine Musik ist. „Wer das sucht, wird vielleicht enttäuscht sein. Es geht da mehr um den Mythos Beethoven, wie er entstanden ist und heute noch wirkt,“ erzählt er. Die Ausstellung zeige dem Besucher: „Beethoven ist überall.“

Die Musik des Komponisten gehört für den 42-Jährigen zum täglichen Brot, die Klavierkonzerte, die Sonaten und immer wieder auch die Kammermusik. Doch wenn Tiberghien am kommenden Donnerstag, 26. Januar, sein Gastspiel bei der an diesem Freitag beginnenden Beethoven-Woche im Kammermusiksaal gibt, erklingt dennoch kein einziges Werk des Bonner Komponisten. Nicht etwa, weil Tiberghien gerade mit einem anderen Programm auf Tournee wäre.

Ganz im Gegenteil: Die Stücke, die das Bonner Publikum hören wird, hat er exklusiv für diesen Abend zusammengestellt, und zwar nach vielen intensiven Gesprächen mit dem spanischen Musikjournalisten Luis Gago, der mit seinem enzyklopädischen Wissen über Musik Chefberater für das einwöchige Kammermusikfest in Bonn ist. „Es ist immer sein Anliegen, Brücken zwischen den Stücken eines Programms zu bauen“, sagt Tiberghien über Gago.

In diesem Jahr steht das von Tabea Zimmermann geleitete kleine Festival unter dem Zeichen von Beethovens später Klaviersonate in B-Dur op. 106, der „Hammerklaviersonate“, die erst Jahrzehnte nach dem Tod des Komponisten Franz Liszt zum ersten Mal sich öffentlich zu spielen traute.

Mit Liszts Sonate in h-Moll eröffnet Tiberghien denn auch sein Bonner Programm. Wie Beethoven in seinem op. 106 habe Liszt die Klaviersonate an einen Scheidepunkt gebracht. „Er hat hier ein Resümee der Gattung gezogen und zugleich nach vorne geblickt. Das ist eine sehr starke Verbindung zu Beethoven. Ich finde, dass die h-Moll-Sonate Beethovens Sonate Nr. 33 sein könnte“, sagt Tiberghien. Wie Liszt zugleich die Gattung zu ihrem Abschluss bringe und eine Tür in die Zukunft öffne, sei „absolut spektakulär“. Die Verbindung zwischen der Hammerklaviersonate Beethovens und der h-Moll-Sonate von Liszt bestehe darin, Grenzen zu sprengen.

Auch für die anderen Werke des Abends besitzt der Satz „Beethoven ist überall“ Gültigkeit. Sie alle berühren oder überschreiten Grenzen: César Francks „Prélude, choral et fugue“, deren Struktur durchaus Sonatencharakter hat, Alban Bergs expressives op. 1 und Béla Bartók virtuose Sonate, deren perkussive Passagen nicht nur ganz buchstäblich das „Hammerklavier“ assoziiert, sondern wie Beethovens op. 106 mit kraftvoller Geste in die Zukunft weist.

Karten für das Konzert am Donnerstag, 26. Januar, 19.30 Uhr im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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