Benjamin Tomkins kommt ins Pantheon Der Gorilla stammt vom Trödel

BONN · Vor dem Bauchredner Benjamin Tomkins ist kein Stofftier sicher. Im Pantheon zeigt der Puppenspieler am 29. März sein aktuelles Programm „King Kong und die weiße Barbie“.

 Benjamin Tomkins: Der Künstler kombiniert Puppenspiel und Comedy.

Benjamin Tomkins: Der Künstler kombiniert Puppenspiel und Comedy.

Foto: Andre Kowalski

Die dicke Stubenfliege mit den Kulleraugen wird langsam ärgerlich. „Alter, hörst du dir eigentlich beim Reden zu?“ Genau das brachte Benjamin Tomkins Netzberühmtheit ein. Sein Sketch über drei Flaschengeister und eine Stubenfliege wurde bei Youtube 2,7 Millionen Mal abgerufen und Hunderttausende Mal über WhatsApp verschickt. Seither ist der Kieler Tomkins mit seinen Maulpuppen aus den Unterhaltungsshows nicht mehr wegzudenken. Zurzeit tourt er mit dem neuen Programm „King Kong und die weiße Barbie“. Am 29. März gastiert er im Pantheon.

Die Geschichte von King Kong sei für ihn ein Paradebeispiel misslungener Kommunikation, erklärt Tomkins. Wie es dazu kommt, will er in seinem Programm vorführen. Dafür hat er einen 2,2 Meter großen weißen Gorilla im Gepäck. „Den habe ich als Plüschtier auf dem Trödel gefunden, gleich aufgeschnitten und zur Puppe umgebaut.“ Für seine Shows ist kein Stofftier vor ihm sicher – wenn es als Charakterkopf taugt. Braucht er einen muffigen Grantler, kommt stattdessen auch mal ein alter (Kaffee-) Sack auf die Bühne.

2010 ist ihm die Bühnenkarriere einfach zugeflogen. „Ich habe in Österreich mit Gebrauchtwagen gehandelt, erzählt der haarlose 51-Jährige. Vorher war er als Weltenbummler unterwegs, lebte in Nordamerika, Asien, Afrika und auf einem Segelboot in der Adria. Als er einem Bauchredner im Fernsehen zuhörte, entdeckte Tomkins durch Zufall sein eigenes Talent. Die Familie war begeistert und meldete ihn zum Österreichischen Kleinkunstpreis an. Tomkins gewann. „Acht Wochen später hatte ich mein Geschäft verkauft und war nach Berlin gezogen, weil ich für österreichischen Humor nicht geschaffen bin.“ Angst vor dem Neuanfang hatte er keine: „Wenn man mit vollem Herzen dabei ist, klappt so etwas fast immer“.

In Berlin entwickelt er seither Programme und Figuren immer noch selbst. Ja, die Muppets und die Sesamstraße hätten ihn geprägt. Aber klare Vorbilder will Tomkins nicht benennen. Etwas gesunde Anarchie gehört zu seinem Geschäft – und viel Sprachwitz. „Wenn ich die Figuren längere Zeit spiele, entwickeln sie ein Eigenleben. Ich improvisiere dann in einem fremden Charakter. Manchmal bin ich selbst erstaunt, was die von sich geben.“ Gern würde er einmal als Mediator zwischen zwei Puppen von Gott und Teufel auftreten.

Trotz allen Erfolgs und aller sprichwörtlichen Nähe: Mit ins Bett oder auf die Couch dürfen Herr Hansen, die Stubenfliege oder der Alte Sack nicht: „Für mich bleiben sie Arbeitsgeräte. Wir pflegen keine persönliche Beziehung“. Das gilt selbst für den kleinen harmoniesüchtigen Dinosaurier, der sich im Netz kurz vor Weihnachten über den Anschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt empörte. „Wir Dinos waren nicht die Zivilisiertesten. Aber wir haben nur getötet, um zu fressen.“

Info: Benjamin Tomkins, „King Kong und die weiße Barbie“, Bonn-Beuel, Pantheon, Mi 29. März, 20 Uhr. www.bonnticket.de

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