"De música" spielt jetzt in Bonn

Am Dienstag wird die Chillida-Skulptur vor dem Münster präsentiert - Zwölf Jahre währender Kunstkrimi geht damit in die letzte Phase

  Eduardo Chillidas  Skulptur "de música IV" in einer Computer-Simulation. Die Farbe täuscht allerdings: Die Stahlplastik wird einen dezenten Rostton haben.

Eduardo Chillidas Skulptur "de música IV" in einer Computer-Simulation. Die Farbe täuscht allerdings: Die Stahlplastik wird einen dezenten Rostton haben.

Foto: Stadt Bonn

Bonn. Liebend gerne wären der Kulturdezernent und der Stadtdechant gemeinsam mit einem dicken Lastwagen quer durch Burgund und ins baskische San Sebastian gefahren, um das gute Stück abzuholen. Kunsttransporte werden heutzutage aber professioneller abgewickelt.

So fuhr ein Tieflader mit seiner 9,6-Tonnen-Fracht, der Stahlskulptur "de música IV" des international gefragten Bildhauers Eduardo Chillida, am vergangenen Dienstag in Nordspanien los, stoppte Montag Nacht in Köln und trifft am Dienstag auf dem Marktplatz ein. Mit musikalischer Begleitung und einem Kran wird das Kunstwerk dann in Anwesenheit von rund 500 Gästen vor das Hauptportal des Bonner Münsters gehievt und von Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann der Öffentlichkeit übergeben.

Ein zwölf Jahre währender Kunstkrimi geht damit in die letzte Phase. Er begann mit der Tätigkeit der Kunstkommission der Stadt Bonn, die vom Rat den Auftrag erhalten hatte, hochrangige Bildhauer für die künstlerische Ausstattung der Stadt zu gewinnen. Man sprach mit Alfred Hrdlicka, Claes Oldenburg und Eduardo Chillida. Bald konzentrierte sich alles auf den Basken, der bekannt für sein ungeheures Gefühl für geistige Zentren und Plätze ist.

Es war keine leichte Aufgabe, in Bonn Geeignetes zu finden: Chillidas Wahl, der Martinsplatz hinter dem Münster, erwies sich als zu aufwendig, zumal der Künstler die ganze Straßenkreuzung dahinter verlegen lassen wollte.

Man ging auseinander. Gleichwohl arbeitete Chillida bereits an "de música III" für Bonn. Dort ächzte man, so Kulturdezernent Jochem von Uslar, unter den "Widrigkeiten des Geldbeschaffungsprozesses". Als man das Geld endlich zusammen hatte, wollte Chillida "de música III" nicht mehr hergeben, bot dafür das ähnliche Stück, "de música IV", an.

Als Aufstellungsort fand sich der Bereich um das Portal zum Münsterplatz hin, sogar der Verlauf der jährlichen Karnevalszüge wurde ins Kalkül einbezogen (nicht jedoch die recht wilde Nutzung des Platzes übers Jahr, etwa durch Beachvolleyball).

Interessant am Projekt Chillida ist auch die Finanzierung: Es wurden nur Mittel verwandt, die ausdrücklich für Kunst gedacht sind. 320 000 Mark stammen aus der Stiftung des Mäzens August Kaiser, der Geld für Kunst in der Stadt - "nur keine Fratzen" - gegeben hatte. Mit 300 000 Mark ist die Kunststiftung der Sparkasse Bonn dabei. 100 000 spendierte der Bonner Alt-OB Hans Daniels, was dem Chillida-Projekt einen entscheidenden Impuls gab. Den Rest bestreitet das städtische Kunstmuseum aus seinem Ankaufsetat. Das Museum übernimmt mit einer kleinen Ausstellung - Chillida-Grafik - auch das Begleitprogramm.

Die Präsentation der 1,93 Meter hohen, 2,20 Meter breiten und 2,61 Meter tiefen Skulptur des Musikenthusiasten und Augustinus-Verehrers Chillida, zugleich eine Beschäftigung mit dem Grundriss des romanischen Münsters, beginnt am Dienstag um 16.45 Uhr. Gegen 18 Uhr starten die Shuttle-Busse zur Ausstellungseröffnung im Kunstmuseum.

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