Großes Abendkonzert am 20. September im WCCB Bundesjugendorchester spielt mit Gastmusikern aus Indien

Bonn · Das Bundesjugendorchester schreibt die Erfahrungen einer Indien-Tour am Donnerstag mit der Uraufführung einer Komposition von Bernhard Schimpelsberger fort.

 Der indische Flötist Rakesh Chaurasia probt mit dem Bundesjugendorchester.

Der indische Flötist Rakesh Chaurasia probt mit dem Bundesjugendorchester.

Foto: Barbara Frommann

Der Orchestercampus des Beethovenfests erlaubt immer wieder den Blick über den Tellerrand, das Kennenlernen anderer Traditionen und Kulturen. Dieses Mal fällt dieser Blick besonders weit aus, denn er geht nach Indien.

Dort war das Bundesjugendorchester (BJO), das den Campus nun schon im vierten Jahr als Residenzorchester mit Gästen gestaltet, im Januar dieses Jahres auf Tournee und hat 14 Konzerte in elf Städten gespielt, jetzt sind indische Musiker in Bonn zu Gast und spielen mit dem BJO indische Klassiker ebenso wie Werke von Philip Glass, Steve Reich und Param Vir.

Im Zentrum steht jedoch die Uraufführung eines Werkes, das der österreichische Komponist Bernhard Schimpelsberger eigens für diesen Anlass komponiert hat. „Kismet“, so der Titel, stellt gewissermaßen eine musikalische Synthese beider Welten dar und entstand unter Mitarbeit des indischen Flötisten Rakesh Chaurasia.

Dabei müssen sich beide Seiten auf viele Überraschungen einstellen erzählt Sönke Lentz, Projektleiter des Bundesjugendorchesters beim Deutschen Musikrat: „In der indischen Musik gibt es viele improvisatorische Anteile. Für alle deutschen Orchestermitglieder ist das absolutes Neuland.“ Aber auch die indischen Musiker, die Schimpelsberger kennengelernt hat, haben es nicht einfach, schließlich haben sie noch nie in einem Orchester mitgespielt, wie Thomas Schneider vom Beethovenfest am Rande einer Probe im WCCB erzählt.

Eine musikalische Herausforderung

Hier prallen also musikalische Welten aufeinander und derjenige, der beide verbindet ist Schimpelsberger. „Er ist unsere Brücke nach Indien“, beschreibt Sönke Lentz dessen Funktion. Gerade einmal 16 Jahre alt war Schimpelsberger, als es ihn zum Subkontinent zog, wo er im Aschram eines dortigen Gurus studierte.

Er ist auch das Bindeglied zu den Musikern, die – allesamt hochspezialisiert und wahre Meister ihres Faches – zwar jahrelang indische Ragas (Rhythmen) und Talas (Melodien) studiert haben, aber weder Noten lesen können noch jemals mit einem Dirigenten gespielt haben. In Indien, wo es gerade mal ein Orchester in Mumbai gibt, ist das auch nicht nötig, beim Zusammenspiel mit einem westlichen Orchester indes hilfreich. „Das stellt uns alle vor große Herausforderungen“, berichtet Lentz.

Herausforderungen, denen man sich aber gerne stellt, wie er betont, denn das BJO sei ja auch dafür da, den musikalischen wie kulturellen Horizont seiner Mitglieder zu erweitern. Und das tun sie mit diesem spannenden Programm und dem Werk von Schimpelsberger allemal. „Das Werk hat Tiefe, es hat Drive, auch ganz viel Spielfreude und für uns Europäer auch ganz viel Exotik“, schwärmt Lentz. „Wir haben es hier geschafft, beide Kulturen zusammenzuführen.“

Und damit das auch Wirkung zeigt, wird das Programm nicht nur beim großen Abendkonzert am 20. September im WCCB gespielt, sondern auch in zwei Schulkonzerten, die von Mitgliedern des BJO auch selbst moderiert werden.

Eine Erfahrung hat Lentz auf seiner Indien-Reise mit dem BJO gemacht: „Das erste Konzert in Mumbai war nur schwach besucht, die folgenden drei dann restlos überfüllt.“ Das BJO als Botschafter des Beethovenfests in der Welt, wie Thomas Schneider es formuliert, bekommt hier eine konkrete Dimension.

Donnerstag, 20. September, 20 Uhr, WCCB (Karten in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen)

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