Auszeichnung für den Meister der Halbsätze

Die 17. Morenhovener Lupe 2005 geht an den Comedian und Musiker Piet Klocke - Sein Umgang mit der deutschen Sprache ist unverwechselbar - "Das geht alles von Ihrer Zeit ab!"

  Große Gesten, kurze Sätze:  Der Comedian Piet Klocke wird Träger der 17. Morenhovener Lupe. Im Dezember ist Preisverleihung.

Große Gesten, kurze Sätze: Der Comedian Piet Klocke wird Träger der 17. Morenhovener Lupe. Im Dezember ist Preisverleihung.

Foto: dpa

Swisttal-Morenhoven. Professor Schmitt-Hindemith von der Tannhäuser-Universität versteht wirklich eine ganze Menge von Musik - vom Funk und Soul über Jazz und Blues bis Heavy Metal und Techno. Aber der Professor scheint auch permanent ein wenig unter Zeitdruck zu stehen.

Oder woran liegt es sonst, dass der hoch aufgeschossene Mann mit dem dunkelroten Haarschopf hinter seinem Schreibtisch wild mit den Armen herumrudert und kaum einen Satz zu Ende bringt? Ausgenommen dann, wenn er dem Publikum seinen rechten Arm mit Uhr entgegenstreckt: "Das geht alles von Ihrer Zeit ab!"

Der Spruch ist mit Piet Klocke - 1,94 Meter, 86 Kilo, Jahrgang 1957 - schon für viele seiner Fans zum geflügelten Wort geworden, hat als "Running Gag" seiner Comedy-Show namens "Hip Hop für Angestellte" und später auch als Buchtitel Kultstatus erreicht. So gesehen sollte es niemanden wundern, dass der Comedian, Jazz- und Filmmusiker am 9. Dezember für seinen unverwechselbaren Umgang mit der deutschen Sprache mit der 17. Morenhovener Lupe ausgezeichnet wird.

Wie "der Meister der Halbsätze" der Jury von KuSS (Kultur und Spektakel im Swisttal) an diesem Abend dafür danken wird, weiß dort noch niemand. Doch so viel steht bereits fest: Ausgefeilte Formulierungen in ruhigem, gleichmäßigem Redefluss wären eine herbe Enttäuschung für alle, die Piet Klockes eigensinnigen Vortragsstil zu schätzen wissen.

Dass er die Filmmusik zu Adolf Winkelmanns ARD-Zweiteiler "Der Leibwächter" komponierte, der seinerzeit den Grimme-Preis erhielt, dürfte manchen aus der Reihe seiner Comedy-Fans überraschen. Wohingegen er als leicht schrulliger Internatsdirektor Kreuzkamm in der neuesten Verfilmung des "Fliegenden Klassenzimmers" von Erich Kästner (2003) nicht nur für Regisseur Tomy Wigand von Anfang an als Idealbesetzung galt.

Noch so ein zerstreuter Professor also: eine Rolle, die wohl keiner so amüsant zu spielen und zu füllen weiß wie Piet Klocke im dunkelblauen Anzug mit pink-blau gemusterter Krawatte und reichlich schulmeisterlich angestaubtem Charme. Zum Beispiel beim Abschlussabend des oben erwähnten Volkshochschulkurses "Hip Hop für Angestellte". "Ich habe hier Ihre Arbeiten vor mir... Die sind aber auch... Machen Sie sich nichts draus... Der Kursus wird ja wiederholt..."

Wobei die Comedy-Show, die Klocke vor Jahren unter anderem auch zahlreiche Fernsehauftritte bei "RTL Samstag Nacht" oder "Sieben Tage, Sieben Köpfe" bescherte, auch von dem Gegensatz zwischen Schmitt-Hindemith und "Frollein Angelika Kleinknecht" alias Simone Sonnenschein als dessen schweigsamer Gegenspielerin mit Dirndl und Saxofon lebt. Der Professor lächelt verschmitzt und hält für die Zuschauer sein Keyboard in die Höhe. "Das was Sie da... das hab' ich hier auch auf meinem... da brauch' ich auch nicht jahrelang für zu studieren."

Derzeit arbeitet er an einem neuen Programm, und auf seiner fröhlich-bunten Homepage unter www.pietklocke.de finden sich unter der Rubrik "Termine" außer "22.12. Geschenke auspacken" noch keine weiteren Eintragungen. Die Morenhovener Lupe also kommt damit genau zur richtigen Zeit.

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