Schlüsselfertig nach vier Jahren 125 Jahre Museum Beethoven-Haus

Bonn · Vor 125 Jahren wurde das von Bonner Bürgern gerettete Geburtshaus Beethovens als Museum eröffnet.

Das undatierte historische Foto zeigt die Bonngasse mit Beethoven-Haus (links).

Das undatierte historische Foto zeigt die Bonngasse mit Beethoven-Haus (links).

Foto: Ronald Friese/Archiv

"So ein verrückter Kerl bringt es im Nachhinein noch fertig, das Ansehen der Stadt schwer zu beschädigen“, beklagte Bonns damaliger Oberbürgermeister Hermann Jakob Doetsch sich über Ludwig van Beethoven. Dass Bonns Stadtoberhaupt sich in den 1880er Jahre Sorgen um den guten Ruf seiner Vaterstadt machen musste, war leider nur allzu begründet. Die Schuld dafür dem Komponisten in die Schuhe zu schieben allerdings schon recht abenteuerlich.

Der Stoßseufzer Doetschs war eine Replik auf Äußerungen des einflussreichsten deutschsprachigen Musikkritikers seiner Zeit, Eduard Hanslick, der den erbarmungswürdigen Zustand von Beethovens Geburtshaus mit sehr deutlichen Worten beschrieben hatte. Ihn empörte unter anderem, dass Beethovens Geburtszimmer als Umkleide für eine berühmt-berüchtigte Damenkapelle diente, die in einem Holzanbau leicht geschürzt aufspielte. Auch wenn die offiziellen Vertreter der Stadt sich taub stellten, wurden seine Auslassungen nicht ignoriert.

Es waren Bonner Bürger, die in die Bresche sprangen: Um Beethovens Geburtshaus vor dem drohenden Abriss zu retten, gründeten zwölf Verehrer des größten Sohnes ihrer Stadt am 24. Februar 1889 im Haus des Bonner Zeitungsverlegers Hermann Neusser am Münsterplatz den Verein Beethoven-Haus. Mit nachhaltigem Erfolg: Bereits vier Jahre später, am 10. Mai 1893, also vor genau 125 Jahren, wurde das Museum in Beethovens Geburtshaus im Rahmen einer „Beethoven-Feier“ eingeweiht. Heute zählt es nach Auskunft des Beethoven-Hauses zu den meistbesuchten Musikermuseen der Welt und zu den 100 beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Deutschland.

Das Beethovenhaus Bonn früher und heute
18 Bilder

Das Beethovenhaus Bonn früher und heute

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Museum 1893 eingeweiht

Diese Erfolgsgeschichte war natürlich nicht sofort abzusehen gewesen. Ursprüngliches Ziel des Vereins war es lediglich, das Geburtshaus des Komponisten vor dem drohenden Verfall zu retten, es zu sanieren, eine Beethoven-Gedenkstätte einzurichten und eine Sammlung aufzubauen. Dafür waren die Gründer freilich auf Unterstützer angewiesen. Und so starteten sie einen Aufruf an „alle Beethoven-Verehrer“, Mitglied im Verein zu werden. Der Ruf wurde erhört, von musikbegeisterten Laien, von prominenten Musikern und Nichtmusikern. Reichskanzler Fürst Bismarck wurde ebenso Mitglied wie Guiseppe Verdi. „Herr Vorsitzender!“, schrieb der Italiener im Mai 1889 als Dank für die Ehrenmitgliedschaft an den Präsidenten des Vereins Beethoven-Haus, „obgleich ich von Natur aus allen öffentlichen Feiern abgeneigt bin ..., es geht um Beethoven! Wir alle haben uns vor einem solch großen Namen in tiefer Ergebenheit zu verneigen.“

Johannes Brahms oder Clara Schumann sind weitere illustre Namen auf der Liste der Patrone; der berühmte Geiger und Brahms-Freund Joseph Joachim konnte als Ehrenpräsident gewonnen werden. Für Joachim war es Ehrensache, diese Auszeichnung mit Aufgaben zu füllen. Bereits 1890, also ein Jahr nach der Vereinsgründung, veranstaltete er mit großem Erfolg ein erstes Kammermusikfest in Bonn, dessen Einnahmen für die Instandsetzung von Beethovens Geburtshaus verwendet werden sollten. Die Einweihung des Beethoven-Hauses als Museum fand schließlich am 10. Mai 1893 im Rahmen des zweiten Kammermusikfestes statt, das als „Beethoven-Feier zur Weihe des Hauses“ angelegt war.

Das Haus erfuhr danach noch weitere Veränderungen. Immer wieder standen neue Sanierungen an, 1969 erfolgte die Neugestaltung der Dauerausstellung im Hinblick auf das Beethoven-Jubiläum 1970. 1989 wurde nebenan der Neubau des Kammermusiksaals eröffnet. Wenig später, 1994-1996, entschloss sich der Verein zu einer dritten grundlegenden Restaurierung, verbunden mit einer komplett neuen Präsentation der Dauerausstellung. 2004 folgte die Erweiterung des realen Beethoven-Hauses um das „Digitale Beethoven-Haus“ mit zwei neuen Museumsbereichen und dem Digitalen Archiv, das die Sammlung online für jedermann jederzeit verfügbar macht.

Beethovens 250. Geburtstag

Der bevorstehende 250. Geburtstag Beethovens im Jahr 2020 ist erneut Anlass für Veränderungen. Der Verein befindet sich gerade in der Endphase der Planung für eine neue Überarbeitung des Museums. Und wieder sollen die Bürger in das Projekt einbezogen werden. Insbesondere für die Neugestaltung der Ausstellungsbereiche und eine dringend notwendige räumliche Erweiterung warb der Verein zuletzt um weitere Spenden, so dass sich das Haus zum Jubiläum mit einer neuen, zeitgemäßen Dauerausstellung, einem Musikzimmer für Museumskonzerte und einer „Schatzkammer“ mit Originalhandschriften und einer Sonderausstellungsfläche präsentieren kann. Zugleich soll der Museumsshop ins gegenüberliegende Haus Bonngasse 21 umziehen und um ein Museumscafé und einen Seminarraum ergänzt werden.

Nach Auskunft des Beethoven-Hauses übernehmen den größten Teil der Gesamtkosten in Höhe von über drei Millionen Euro der Bund, das Land Nordrhein-Westfalen sowie der Landschaftsverband Rheinland. Aus eigenen Mitteln hat der Verein 600 000 Euro für die von Anfang an geplanten und dringend gebotenen sowie weitere 500 000 Euro für zusätzliche optionale Maßnahmen im Rahmen der Umgestaltung aufzubringen. Seit Mitte 2017 sind im Rahmen der aktuellen Spendenaktion „Das neue Beethoven-Haus“ bereits über 600 000 Euro Spenden überwiegend von Privatpersonen zusammengekommen. „Damit ist die Finanzierung der Gesamtmaßnahme bereits nach weniger als einem Jahr im Kern gesichert“, zieht Direktor Malte Boecker vorläufig Bilanz. Mit den noch zu erwartenden Spendengeldern soll beispielsweise die Neugestaltung des Innenhofes finanziert werden.

Die Spendenbroschüre „Das neue Beethoven-Haus“ wird auf Anfrage zugeschickt und steht im Internet unter www.beethoven.de zum Download bereit. Zum Internationalen Museumstag am Sonntag, 13. Mai, gibt Projektleiterin Nicole Kämpken jeweils um 12 und um 16 Uhr bei einem Rundgang Auskunft über die Pläne. Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei.

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