Neuinszenierung Berliner Regisseur inszeniert Mozarts "Le Nozze di Figaro" in Bonn

Bonn · Der Berliner Regisseur Aron Stiehl inszeniert in Bonn Wolfgang Amadeus Mozarts „Le Nozze di Figaro". Ihm kommt es darauf an, die Geschichte psychologisch stimmig zu erzählen.

 Locker: Regisseur Aron Stiehl während einer Probe zu Mozarts „Figaro“.

Locker: Regisseur Aron Stiehl während einer Probe zu Mozarts „Figaro“.

Foto: Thilo Beu

Es will auf der Bühne leibhaftige Menschen von Fleisch und Blut, und nicht Phantome“, philosophiert der Theaterdirektor in Richard Strauss' „Capriccio“ über das geneigte Theaterpublikum. Ein These, die gewiss auch Wolfgang Amadeus Mozart anderthalb Jahrhunderte früher unterschrieben hätte, als er „Le Nozze di Figaro“ komponierte. In der Bonner Neuinszenierung, deren Premiere am Sonntag ansteht, hat der Berliner Regisseur Aron Stiehl die Fäden in der Hand, die Figuren Mozarts und seines Librettisten Lorenzo da Ponte durch das zwischenmenschlich knisternde Spiel um Liebe und Eifersucht, um Standesunterschiede und Macht zu führen. In der Geschichte geht es um die mit dem Titelhelden verlobte Kammerzofe Susanne, der Graf Almaviva vor der Hochzeit das „Recht der ersten Nacht“ abtrotzen will. Figaro und die Gräfin plagt die Eifersucht, aber auch den Grafen, dem der liebestolle Jüngling Cherubino ein Dorn im Auge ist.

Gelernt hat Stiehl sein Handwerk in Hamburg bei Götz Friedrich, einem der ganz Großen des psychologischen Regietheaters. Das sei ihm trotz vieler eigener Erfahrungen, die er im Laufe seiner Karriere gemacht habe, noch immer sehr wichtig, sagt der 1969 in Wiesbaden geborene Theatermann bei einem Gespräch in einem Beueler Café, während sein Cocker-Spaniel und stetiger Begleiter Pancho es sich auf dem Boden bequem gemacht hat. Wenn nach einem Rezitativ eine Arie gesungen werde, fährt Stiehl fort, müsse begreifbar werden, was für diesen Gesang jetzt der Auslöser sei. Er habe bei Friedrich gelernt, dass man „eine Geschichte erzählen muss und sie nicht dekonstruieren sollte“.

Ebenso wichtig sei es, Dinge immer wieder zu hinterfragen und das Erzählte auf seine Aktualität hin abzuklopfen. „Das heißt nicht, dass alles im Hier und Jetzt spielen muss.“ Neben dem großen Einfluss Götz Friedrichs war auch die Begegnung mit Peter Konwitschny von entscheidender Bedeutung, als dessen Regieassistent Stiehl eine Weile arbeitete. Vielleicht noch prägender aber wurde für ihn die Begegnung mit dem englischen Regiestil, mit dem er in seiner Zeit als Spielleiter an der Bayerischen Staatsoper in München in der Ägide von Sir Peter Jonas in Berührung kam. „Auch ihnen ist es immer wichtig, eine Geschichte zu erzählen, aber sie gehen damit sehr viel frecher um als die Deutschen. Und mit sehr viel Humor.“

Da scheint natürlich „Figaros Hochzeit“ ein sehr dankbares Sujet. „Klar“, findet auch Stiehl. „Mozart hat ja sehr psychologisch gedacht. Der 'Figaro' ist für mich eine perfekte Oper. Und eine richtig gute Komödie. Mozart wollte, dass man lacht. Aber zugleich führt er die Figuren auch immer wieder zum Abgrund. Und da sollte einem das Lachen im Halse stecken bleiben.“ Bei der szenischen Umsetzung müsse eine Inszenierung, wie Stiehl findet, immer ganz nah an der Musik sein. „Wenn man etwas falsch macht, kann man sicher sein: Die Musik rächt sich. Man darf nicht gegen sie inszenieren, wohl aber kann man Kontrapunkte setzen. Ich finde es furchtbar, wenn Regisseure der Musik nicht trauen.“

In Bonn inszeniert Stiehl zum ersten Mal. Wobei er die Zusammenarbeit insbesondere auch mit Bonns Generalmusikdirektor Dirk Kaftan schätzt. „Es ist schön, dass er so oft bei den Proben ist. So können wir die Produktion sehr viel besser zusammen entwickeln. Dabei habe ich festgestellt, dass wir dieselbe Denkweise haben, was den 'Figaro' angeht.“

Premiere am Sonntag, 18 Uhr, im Bonner Opernhaus. Karten für alle Vorstellungen bei Bonnticket.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort