Kunst Art Basel: Keine Zeit für schlechte Stimmung

Basel · Auf der Weltmesse Art Basel spiegeln die Künstler die Krisen der Welt wider. Von schlechter Stimmung kann bei Galerien und Käufern jedoch keine Rede sein.

 Die schwebenden Koffern von Chiharu Shiota.

Die schwebenden Koffern von Chiharu Shiota.

Foto:  Sabine Glaubitz

Alte Koffer, die in der Luft schweben und auf das Thema Heimat und Identität anspielen. Schachteln mit Fotos des türkischen Urlaubsstrandes, an dem der Flüchtlingsjunge Alan Kurdi im vergangenen September tot aufgefunden wurde.

Die auf der weltweit größten Kunstmesse Art Basel ausgestellten Werke spiegeln die schwierigen Themen der Welt wider. In Zeiten von Krieg, Terrorismus und Flüchtlingskrise sind viele starke politische Arbeiten dabei, wie der Art Basel-Chef Marc Spiegler ankündigte.

So kritisch war die Art Basel schon lange nicht mehr. Doch trotz aller Krisen, die heute die Welt erschüttern, herrscht in den Messehallen inmitten der Stadt Hochstimmung. Sammler und VIPs zeigen sich kauffreudig wie eh und je. Zahlreiche Werke trugen schon am Dienstag den roten Punkt, der signalisiert, dass das Kunstwerk verkauft ist. Das breite Publikum kann die Gemälden, Skulpturen, Installationen und Fotografien auf der Art Basel ab Donnerstag (16. Juni) entdecken. Die Messe dauert bis Sonntag.

Insgesamt nehmen 286 Galerien aus 33 Ländern an der weltweit bekanntesten Messe für Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts teil. Mehr als 800 Kunsthändler haben sich um einen Stand beworben. Ausgewählt wurden wie immer die Großen der Branche. Über 90 Prozent der Aussteller sind Stammgäste. Gute Galerien würden nicht aus dem Boden schießen, sagte Spiegler der Deutschen Presse-Agentur. Die Professionalität der Galeristen und die Qualität der Werke seien wichtige Kriterien.

Die Art Basel hat schon immer auf sichere Werte gesetzt. "Wir leben in unsicheren Zeiten. Solche Zeiten verlangen eine noch stärkere Messe", führte Spiegler weiter aus. Die Qualität der historischen Arbeiten sei deshalb noch höher als im vergangenen Jahr. Und so schmücken auch dieses Jahr wieder die Klassiker der Moderne die Nischen - jedoch vorwiegend in Papierform. Denn die Malereien von Pablo Picasso, Henri Matisse oder Max Ernst werden auf dem Kunstmarkt immer seltener.

Die legendäre New Yorker Galerie St. Etienne, die auf deutschen und österreichischen Expressionismus spezialisiert ist, wartet mit Zeichnungen in Tinte, Tuche und Bleistift von Ernst Ludwig Kirchner auf. Großformatige Malereien des 2010 verstorbenen Sigmar Polke hingegen sind bei David Zwirner zu entdecken.

Damien Hirst, Albert Oehlen, Miquel Barceló oder Juan Muñoz: Zeitgenössische Stars der Kunstszene, die auf der Art Basel dieses Jahr prominent vertreten sind. Auch Ai Weiwei, chinesischer Künstler und Regimekritiker, ist dabei. Sein Holzhaus in Tempelform thront in dem Messesektor "Unlimited", in dem überdimensionale Werke präsentiert werden. Mit 88 Arbeiten ist der Sektor so groß wie nie.

Dort stehen einige der beeindruckendsten gesellschaftskritischen Arbeiten wie "Accumulation: Searching for Destination" von Chiharu Shiota. Die Künstlerin, die zwischen Berlin und Japan lebt, webt in ihre Riesennetze Menschen und Objekte ein. Ihre in Basel schwebenden Koffer stellen die Frage nach Herkunft und Identität. Was Identität anhand von Ausdruck und Bewegung bedeutet, thematisiert auch der Amerikaner Tony Oursler in seiner Installation: "Template / variant / friend / stranger": Holzporträts, hinter denen Videogeräte durch Öffnungen menschliche Augen und Münder projizieren.

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