Terminator gegen Trump Anold Schwarzenegger wird 70 Jahre alt

Vom Bodybuilder zum Terminator und Gouverneur: Arnold Schwarzenegger wird 70, startet erneut durch und sieht sich als den besseren US-Präsidenten

 „Ei wüll bi bäkk“: Arnold Schwarzenegger bei der Premiere von „Terminator Genisys“. FOTOS: DPA

„Ei wüll bi bäkk“: Arnold Schwarzenegger bei der Premiere von „Terminator Genisys“. FOTOS: DPA

Foto: picture alliance / dpa

Seinen letzten Bodybuildingtitel hat er vor über einem Vierteljahrhundert gestemmt. Der letzte Blockbusterfilm mit ihm in der Hauptrolle liegt 14 Jahre zurück. Vor sieben Jahren musste er als republikanischer Gouverneur von Kalifornien abtreten. Fast ebenso lange ist seine Ehe mit der Kennedy-Clan-Tochter Maria Shriver wegen eines Verhältnisses mit einer Haushälterin hinüber, aus dem ein bald 20 Jahre alter unehelicher Sohn entsprang.

Vor fünf Jahren schließlich legte er, entschieden faltiger im Gesicht und lichter am rotbraun gefärbten Haupthaar geworden, eine hantel-schwere, vor Altmännerpoesie strotzende 650-Seiten Biografie vor („Totale Erinnerung“), in der er sich über weite Strecken als unangenehmer Kontrollfreak entpuppte. Herrgottsakrament, das müsste es dann doch endlich gewesen sein mit Arnold Schwarzenegger. Oder kommt da noch was? Da kommt noch was. Zum 70. Geburtstag am 30. Juli ist der Sohn eines armen Dorfpolizisten aus Thal bei Graz in der Steiermark, der Amerika erst als Muskelmann, dann als Immobilienhai, dann als Actionkino-Heros und dann als Promipolitiker eroberte, so präsent und so politisch aktiv wie lange nicht.

Getreu seines bevorzugten T-Shirt-Spruchs „Life Is Good“, zieht der leidenschaftliche Menschenfischer und Verkäufer seiner selbst durchs Leben. Immer auf der Suche, Gutes zu tun und, wie er selbst sagt, „den Unterschied zu machen“. Er pumpt weiter (altersgerecht) Eisen, um das einst imposante breite Kreuz einigermaßen aufrechtzuerhalten.

Demnächst taucht er als Auftragskiller im Kino auf

Er machte weiter Hollywood-Filme. Die x-te „Terminator“-Rolle wartet schon. Statt „Twins“ wird an einer Neuauflage namens „Drillinge“ gebastelt. Demnächst taucht er als Auftragskiller in der Action-Komödie „Killing Gunther“ auf. Er jettet ähnlich wie Bill Clintons Vize Al Gore in Sachen Klimaschutz um die Welt und füttert daheim in Santa Monica seine PS-starken „Hummer“-Boliden mit Wasserstoff, Pflanzenöl und Biodiesel.

Er preist seine Heimat, den wirtschaftlich potenten Westküstenstaat Kalifornien, als Vorbild für Fortschritt und Weltoffenheit. „Präsident Reagan sprach von Amerika als einer glänzenden Stadt auf einem Hügel. Ich sehe Kalifornien als goldenen Traum am Meer.“

Er lässt seine Denkfabrik „Schwarzenegger Institute for State and Global Policy“ mit kühnen Initiativen von sich reden machen. So wünscht er sich zum Beispiel unbedingt eine dritte Partei, „damit Amerika endlich mehr Auswahl hat“. Und er macht Front – gegen Donald Trump. Man kann sogar sagen: Durch den beinahe gleichaltrigen Trump hat der Mann mit dem Nussknackergrinsen, der 1968 übers Bodybuilding in die Vereinigten Staaten kam, seinen Marktwert noch einmal gesteigert. Beide kennen sich seit über 30 Jahren. Donald Trump hat einen der unwahrscheinlichsten Werdegänge des 20. Jahrhunderts stets mit Bewunderung verfolgt. Umgekehrt gab Arnold Schwarzenegger dem New Yorker Lautsprecher immer das Gefühl, ebenfalls zu den Auswerwählten zu gehören. Bis zur Wahl im vergangenen November.

Danach kündigte „Arnie“ dem Klimawandel-Skeptiker aus New York die politische Freundschaft. Seit Trump die USA aus dem Pariser Abkommen zur Eindämmung der Treibhausgase herausgelöst hat, herrscht regelrecht Eiszeit. Schwarzenegger, leidenschaftlicher Umweltaktivist, kriegt Pickel, wenn er den Immobilienmilliardär über schmelzender Eisberge und steigende Meeresspiegel reden hört, als handele es sich um Petitessen.

„Es geht um unser Überleben als Menschheit.“ Als Trump sich in einer seiner irrlichternden Präsidentenreden über Schwarzeneggers mäßige Einschaltquoten in der früher von ihm selbst geführten TV-Sendung „Celebrity Apprentice“ mokierte, war ganz Schluss mit lustig. „Hey Donald, ich habe eine großartige Idee. Warum tauschen wir nicht die Jobs?“, grantelte Schwarzenegger in einer Videobotschaft, „Du übernimmst das Fernsehen, weil Du so ein Quotenexperte bist, und ich übernehme Deinen Job, damit die Menschen endlich wieder ruhig schlafen.“ Schwarzenegger empfindet sich dem moderaten, aufgeklärte Lager der Republikaner angehörig. Die extremen Fanatiker auf der Rechten, denen sich Trump an die Brust wirft, verachtet er. Wie auch Kongressabgeordnete, deren Popularität er öffentlich mit der von Kakerlaken vergleicht.

Was ihn wurmt: Trump könnte „mit ein paar Anpassungen“ und dem Verzicht auf Ausraster „viele Kritiker auf seine Seite ziehen“. Dass er es nicht tut, will Schwarzenegger nicht in den Kopf. Warum tritt er dann nicht für den Senat an, um es der etablierten Politik zu zeigen? „Wie bitte? Einer von 100 zu sein, das ist nicht mein Stil.“ Lieber will er weiter von außen hineinregieren. Mit Akzent. Und Witz. „Ei wüll bi bäkk“, Schwarzeneggers global verstandene Generalansage aus den Terminator-Filmen, ist unkaputtbar.

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