Kammermusikfest im Beethoven-Haus Wegweisende Werke

Bonn · Im Januar dreht sich alles um die "Hammerklaviersonate": Tabea Zimmermann über die Beethovenwoche 2017 und ihre Programm-Philosophie.

 Bratschistin Tabea Zimmermann.

Bratschistin Tabea Zimmermann.

Foto: Marco Borggreve

"Es wird wird von Jahr zu Jahr intensiver“, sagt Tabea Zimmermann über die Beethovenwoche, dem kleinen, sehr feinen Kammermusikfestival des Beethoven-Hauses, dem sie seit der Premiere 2014 beim Aufwachsen zusieht.

Die Bratschistin, die als Nachfolgerin von Kurt Masur dem Verein Beethoven-Haus vorsteht, ist es mit der Beethoven-Woche gelungen, ein Festival mit einem ganz eigenen Profil und Reiz zu etablieren. Im nächsten Januar kommen unter anderem der Pianist Alexander Melnikov, das Ensemble Resonanz, der Geiger Daniel Sepec, das Quatuor Strada und der Pianist Pierre-Laurent Aimard.

Eine der Besonderheiten ist, dass die Programme immer um ein Werk Ludwig van Beethovens kreisen. Für dieses Jahr hat Zimmermann die späte Klaviersonate in B-Dur op. 106 ausgewählt, die unter Pianisten als „Hammerklaviersonate“ gefürchtet ist und verehrt wird. „Von diesem Werk ausgehend, haben wir dieses Jahr wirklich viele 'Hämmer' drin. Jeder Künstler hat da seine eigenen Schwierigkeiten zu meistern.“

Das Werk schwebt über den 13 Konzerten und Veranstaltungen und hat Künstler und Veranstalter bei der Entwicklung der Programme inspiriert. Insofern, als Beethovens op. 106 ein monolithisches Werk ist, eines, das spieltechnische Grenzen auslotet, bislang unbekannte Ausdrucksregionen erreicht und zugleich kompositorisch ungeheuer anspruchsvoll ist.

„Die Werke, die in der Woche aufgeführt werden, waren für ihre Generation oft in ähnlicher Weise wegweisend“, sagt Tabea Zimmermann.

Die dramaturgischen Fäden zwischen den Programmen spinnt sie zusammen mit dem spanischen Musikkritiker Luis Gago. „Das ist viel mehr seine Arbeit als meine. Die Ideen sind fast alle in Gesprächen mit Luis Gago entstanden. Ich habe unendlich viel von ihm profitiert“, bekennt Zimmermann.

Bei der ersten Klaviersonate von Johannes Brahms, die Alexander Melnikov neben der op. 106 am Eröffnungsabend auf einem historischen Graf-Flügel spielt, ist die Verbindung sogar unmittelbar hörbar. Auch in Charles Ives' Concord-Sonate, die Pierre-Laurent Aimard am Abschlussabend der „Hammerklaviersonate“ gegenüberstellt.

Ein pianistischer Marathon, den sich nicht viele Pianisten zutrauen. „Bei ihm haben wir jedoch offene Türen eingerannt. Er wollte das schon lange einmal machen, hatte bislang noch nirgends die Gelegenheit dazu.“

Ein typischer Fall für die Interpreten der Beethovenwoche, die ein Ort für ungewöhnliche Programme ist. Die Freiheit auszuprobieren setzt bei vielen Musikern einen kreativen Prozess in Gang. Gerade die Gespräche mit Gago seien für die Musiker eine Quelle der Inspiration, um etwas ganz Neues zu machen „und dies dann bei der Beethovenwoche vorzustellen“.

Das gilt auch für die Konzerte mit Alter Musik, deren Schöpfer noch nichts von Beethoven wussten. In zwei Konzerten kommen Werke von Heinrich Ignaz Franz Biber zu Gehör.

So spielt der Geiger Daniel Sepec die 15 Rosenkranzsonaten des Komponisten. Die virtuosen Werke erhalten ihre individuelle Farbe durch jeweils unterschiedliche Stimmungen der Geige. „Sepec bringt dafür sechs oder acht verschiedene Geigen mit“, sagt Zimmermann.

Sie selbst kann man an drei Abenden als Musikerin erleben, darunter einen Soloabend, an dem sie unter anderem eine Bearbeitung der Bach'schen Chaconne sowie György Ligetis Sonate für Viola solo spielt, die sie 1994 selbst uraufgeführt hat. „Das ist tatsächlich mein persönliches Himalaya“, sagt sie. „Die verschiedenen, extremen Schwierigkeiten auf einmal zu bewältigen, ist schon sehr herausfordernd.“

Neu sind in diesem Jahr einige Kooperationen. So macht die Bonner Beethovenwoche nun auch Ausflüge in die Bundeskunsthalle und ins Rex-Kino nach Endenich. Für 2018 sei auch eine Veranstaltung in der Kölner Philharmonie angedacht, verrät Tabea Zimmermann.

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