Schauspieler am Theater Bonn Timo Kählert legt Vollgas-Start in Bonn hin

Timo Kählert ist neu im Ensemble am Theater Bonn. Am Freitag ist er bei der Premiere von „Die Nase“ dabei. Es ist seine sechste Rolle in dieser Spielzeit.

 Statusbewusster Kavalier: Timo Kählert als Kollegienassessor Kowaljow.

Statusbewusster Kavalier: Timo Kählert als Kollegienassessor Kowaljow.

Foto: Thilo Beu

Der Schauspieler Timo Kählert kann sich nicht über einen Mangel an Beschäftigung beklagen. Er hat in seinen eigenen Worten einen „Vollgas-Start“ hingelegt, seit er nach dem Studium in Zürich Anfang der Spielzeit 2018/19 nach Bonn gekommen ist. Die Rolle des Kollegienassessors Kowaljow in „Die Nase“ – Premiere am Freitag in der Werkstatt – ist seine sechste. „Ich habe echt viel zu tun“, erzählt er. Kählert nimmt die Herausforderung an, nach dem Motto „Wenn schon ins kalte Wasser, dann richtig“.

Kählert, 26, ist in Hamburg-Bergedorf geboren und hat in der Schule vom Fach „Darstellendes Spiel“ profitiert. Sein Lehrer, ein freier Schauspieler, hat ihn „extrem beeinflusst“, in einem Maße, dass Kählert nach dem Abitur beschloss, ein Schauspielstudium zu absolvieren. Das bedeutete zwei Jahre Vorsprechen, bis er in Zürich angenommen wurde – zusammen mit Annina Euling, die jetzt auch zum Bonner Ensemble gehört.

Gutes Gedächtnis

Kählert hat ein gutes Gedächtnis, nicht nur für Theatertexte, sondern auch für zentrale Situationen seiner Karriere. Er kann exakt schildern, wie er sich mit Passagen aus Harold Pinters „Der Hausmeister“ und Wolfgang Borcherts „Draußen vor der Tür“ beim Vorsprechen präsentiert hat. Als die Anspannung nach dem Pinter von ihm abfiel, habe er „gnadenlos geweint“. In Bonn kam er zum Treffen mit Regisseur Simon Solberg übermüdet und nervös an und vergaß nach einem Barfußauftritt seine Socken auf der Bühne. Sie haben ihn trotzdem genommen: ein großes Glück fürs Publikum.

Kählert hat sofort überzeugt. In Solbergs „Candide“ ist er als als Cacambo und Jakob eine den Bühnenraum füllende und das Publikum fesselnde Kraft. In „Linie 16“ punktet er als Klopapiermann und verhaltensauffälliger Polizist. Im „Menschenfeind“ war er eigentlich gar nicht eingeplant. Vollgasstarter Kählert sprang kurzfristig und bravourös für den erkrankten Klaus Zmorek ein und spielte den Acaste als Repräsentanten einer bunten, künstlichen, vollkommenen hohlen Welt; er sah aus wie ein Über-Glööckler.

Kählert gibt zu, dass er gelegentlich an sein Kräftelimit gehen müsse, um all die Rollenarbeit zu stemmen. Doch er genießt die Vielfalt der Arbeit, die Freiheit, „sich auf nichts festlegen zu müssen“, und, ein schönes Bild, „immer wieder neue Farben zu sehen“, sich selbst permanent zu überraschen. Selbstbestimmung liegt dem Schauspieler am Herzen.

Jetzt also „Die Nase“ nach der Erzählung von Nikolai Gogol, inszeniert von Frederik Werth. Kählert verkörpert Kollegienassessor Kowaljow, einen statusbewussten Kavalier, der eines Morgens seine Nase vermisst. Die Nase kann sprechen, das übernimmt Wilhelm Eilers. Mit dem Kollegen spielt Kählert gelegentlich Poolbillard in Sankt Augustin.

„Die Nase“ hat am Freitag, 20 Uhr, Premiere in der Werkstatt. Nächste Vorstellung am 15. Mai. Karten gibt es in den Bonnticket-Shops des General-Anzeigers sowie im Internet auf www.ga.de/tickets.

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