Endenicher Musikfestival vom 3. bis 16 Juni Schumannfest feiert Bernstein

Bonn · Zum 100. Geburtstag des Dirigenten und Komponisten der "West Side Story" gibt sich das Schumannfest das Motto „Amerika“.

 Sophie Pacini spielt an Robert Schumanns Geburtstag.

Sophie Pacini spielt an Robert Schumanns Geburtstag.

Foto: k

Von Leonard Bernstein gibt es einen Liederzyklus für Kinder, der den Titel „I Hate Music“ trägt. Dieses provokante Statement ist freilich nicht der Grund fürs Schumannfest, den legendären Dirigenten, Pianisten und Komponisten in der kommenden, am 3. Juni startenden 21. Ausgabe ins Zentrum zu rücken. Denn natürlich weiß man, dass Bernstein die Musik liebte, und er liebte es, sie zu vermitteln, wie besonders seine berühmte Konzertserie „Young People's Concerts“ mit dem New York Philharmonic in den 1950er und 1960er Jahren zeigte. Der eigentliche Anlass der Hommage ist der 100. Geburtstag, den der populäre Musiker in diesem Jahr gefeiert hätte.

Bernstein habe zu Bonn durchaus eine besondere Beziehung gehabt, erwähnte Markus Schuck, der zusammen mit seinem Stellvertreter Ulrich Bumann das Schumannfest leitet, bei der Vorstellung des Programms im Haus der Springmaus. Er habe hier mehrfach Gastspiele dirigiert, 1989 sei Bernstein sogar das Beethovenfest gewidmet gewesen. „Und er hat sich zwei Mal ins Goldene Buch der Stadt Bonn eingetragen.“

Das Bernstein-Jubiläum ist für das Schumannfest Anlass, die Musik der Neuen Welt in den Fokus zu rücken. „Amerika“ heißt das knappe Motto des Endenicher Festivals, das in diesem Jahr wieder eine Fülle spannender musikalischer Gäste aufbietet, darunter den jungen Tenor David Fischer aus dem Bonner Opernensemble, der am 9. Juni sein deutsches Liederabenddebüt in Bonn gibt und Lieder unter anderem von Robert Schumann und Charles Ives singt. Im Haus der Springmaus gab er mit frischer, schön kultivierter Stimme am Donnerstag einen kleinen Vorgeschmack mit der Heine-Vertonung „Du bist wie eine Blume“ durch beide Komponisten. Begleitet durch Pauliina Tukiainen am Klavier. Die Professorin für Liedgestaltung am Salzburger Mozarteum ist auch in diesem Jahr wieder als künstlerische Beraterin für die Gattung Lied beim Schumannfest mit von der Partie.

Neben der von Ives und Bernstein wird auch Musik weiterer Amerikaner erklingen, darunter von eher unbekannten Größen wie Eugene Thayer (1838-1889) sowie von etablierten Komponisten wie George Gershwin oder Aaron Copland. Und was hat das mit Schumann zu tun? Auch da weiß man Antwort. „Amerika taucht mehrfach in den Briefen Schumanns auf“, berichtete Bumann. Demnach plante der Komponist in den 1840ern, über den Atlantik zu reisen, um zwei Jahre lang mit Konzerten „richtig Geld zu verdienen“. Bekanntlich wurde daraus nichts.

So präsent die Musik Amerikas seit dem Aufkommen des Jazz in Europa ist, so unbekannt ist die Musik des 19. Jahrhunderts, die dort entstand. Bei der Zusammenstellung des Programms habe man diesmal sehr auf die Mitarbeit der Künstler vertraut, verriet Bumann. Da ist zum Beispiel die junge Bonner Pianistin Jamina Gerl („Sie hat in Alaska studiert“), die für ihren Klavierabend am 12. Juni Robert und Clara Schumann sowie Felix Mendelssohn Bartholdy mit Musik von Bernstein, Conlon Nancarrow und Charles Ives konfrontiert.

Auch die Organistin Anna-Victoria Baltrusch (5. Juni, Kreuzbergkirche), das Monet-Quintett (6. Juni, in der Amerikanischen Kirche in Plittersdorf) und die Geigerin Liv Migdal und ihre Klavierpartnerin Jie Zhang (13. Juni, Theater im Ballsaal) und viele weitere Musiker waren in dieser Hinsicht überaus kreativ. Das Geburtstagskonzert für Robert Schumann am 8. Juni mit der Pianistin Sophie Pacini konzentriert sich hingegen ganz auf Schumann und seinen Kreis.

Kammermusik und Kino

Teil der insgesamt 19 Veranstaltungen ist auch wieder ein ganz besonderes Filmprogramm. Das Rex-Kino zeigt die Verfilmung von Bernsteins „West Side Story“ inklusive einer Dokumentation von Axel Fuhrmann, der am 3. Juni auch eine Einführung übernimmt. Am 4. Juni läuft Godfrey Reggios „Koyaanisqatsi“ (1982) mit der berühmten Filmmusik von Philip Glass (Einführung: GA-Redakteur Bernhard Hartmann), am 10. Juni die Tanzdokumentation „First Position“ (USA, 2011) und am 11. Juni Elia Kazans Klassiker „Die Faust im Nacken“ mit der Musik von Bernstein (Einführung: GA-Feuilletonchef Dietmar Kanthak).

Die musikalische Jugend ist durch ein Konzert der EMA-Orchester und -Chöre (16. Juni, Uni-Aula) und durch den Robert-Schumann-Gesangs-Wettbewerb „Zeig, was du kannst“ (Finale, 16. Juni) vertreten.

Wegen Bauarbeiten steht das Schumannhaus in diesem Jahr nur bedingt zur Verfügung. Viele der Konzerte finden deshalb in dem bereits erfolgreich als Konzertort etablierten Theater im Ballsaal statt. Auch die Springmaus ist vertreten. Mit Jazz: Daniel Cacija – neuer Frontmann der ehemaligen Roger-Cicero-Band – singt ein Sinatra-Programm (14. Juni).

Infos im Internet: www.bonner-schumannfest.de

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