Festival Luft und Raum Orgel und Origami in der Zentrifuge

Zum zweiten Mal findet im Haus der Luft- und Raumfahrt in der Godesberger Allee ein etwas anderes Musikfestival statt. Da, wo bis in die 1980er Jahre Astronauten trainierten, hat nun die Kultur Einzug gehalten.

 Hausherr Peter Koepke bringt in der Zentrifugenhalle seine aus England importierte elektrische MIDI-Orgel zum Klingen während Peter Stein dazu auf der Geige spielt und Ingeborg Danz singt. FOTO: FABIAN VÖGTLE

Hausherr Peter Koepke bringt in der Zentrifugenhalle seine aus England importierte elektrische MIDI-Orgel zum Klingen während Peter Stein dazu auf der Geige spielt und Ingeborg Danz singt. FOTO: FABIAN VÖGTLE

Foto: Vögtle

Ein wenig versteckt im Garten einer Villa in der Godesberger Allee steht ein Relikt aus Zeiten des Kalten Krieges. Die Zentrifugenhalle. „Wir wollen hier eine familiäre Atmosphäre für Musiker und Künstler schaffen“, sagt Monika Osterheld. Zusammen mit ihrem Mann Peter Koepke hat sie das zum Verkauf stehende Haus der Luft- und Raumfahrt samt Gelände und Zentrifugenhalle 2009 erworben. Das Gebäude wurde bis dahin noch als Lobbyhaus des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) genutzt.

Osterheld und Koepke wollten diese Tradition nach dem Kauf nicht ganz aufgeben und kooperierten weiter mit dem DLR. So gab es in einem Raum einen Flugsimulator und immer wieder Seminare und Angebote für Jugendgruppen. Doch irgendwann war damit Schluss, denn Pädagogin Osterheld wollte mehr soziale und kulturelle Projekte im Haus haben und die Luftfahrt verabschiedete sich ganz aus Godesberg, nur der Name blieb.

Im vergangenen Jahr stellten die Hauseigentümer zusammen mit dem Musikerpaar Ingeborg Danz und Peter Stein sowie der Kreuzkirchenmusik unter Karin Freist-Wissing das erste Festival „Luft und Raum“ auf die Beine. „Der Erfolg und die tolle Stimmung hier haben uns ermutigt, das Festival zum zweiten Mal in Angriff zu nehmen“, freut sich Stein auf die Neuauflage. Ohne den leidenschaftlichen Geiger und Papierkünstler ist das einwöchige Festival (1.-8. Mai) genauso wenig denkbar wie ohne die Gastgeber, die wieder Türen und Tore öffnen, um der Nachbarschaft und einem interessierten Publikum Konzerte, Kurse und eine Ausstellung zu präsentieren.

„Wir wollen die Zentrifuge als Kulturort etablieren, der Menschen zusammenbringt“, sagt Mathematik-Professor Koepcke, der ein besonderes Faible für Orgeln besitzt. So importieren er und seine Frau immer wieder ausrangierte Orgeln aus stillgelegten Kirchen in England. Eine hat er für die aktuelle Ausstellung „ORGELskulpturen ORIGAMI“ aufgebrochen. Acht Teile aus dem Innenleben der mechanischen Orgel vom Blasebalg über die Wippen bis zu den Pfeifenbrettern hängen in der Zentrifugenhalle, dekoriert mit Origami-Figuren, die Mischwesen aus Tier und Mensch zeigen und sich alle im Aufbruch befinden. „Das sind die dynamischen Elemente zur eher statischen Orgel“ sagt Stein.

Nach oben, so der Papierkünstler, seien dabei keine Grenzen gesetzt. Auch musikalisch will er mit den Künstlern Strukturen aufbrechen. Neben einem eher klassischen Kammerkonzert am 1. Mai gibt es am 5. Mai ein experimentelles Konzert, bei dem Danz und Stein zusammen mit dem Vokalensemble Vox Bona und dem syrischen Handtrommler Tooraj Farhang auftreten. Hausherr Koepcke wird dazu seine MIDI-gesteuerte Pfeifenorgel zum Klingen bringen.

Das ganze Festival-Programm und ein Anmeldeformular zum Origami-Workshop finden Sie online unter www.luft-und-raum.de

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