Beethoven Orchester Malen, tanzen und schreiben zur „Eroica“

Bonn · Ihr Job ist es, Kinder und Jugendliche aktiv an die Musik heranzuführen: Eva Eschweiler, die Konzertpädagogin des Beethoven Orchesters

 Setzt auf Kooperationen: Eva Eschweiler. FOTO: BENJAMIN WESTHOFF

Setzt auf Kooperationen: Eva Eschweiler. FOTO: BENJAMIN WESTHOFF

Foto: Benjamin Westhoff

Sitzkissenkonzerte, Kinder-, Jugend- und Familienkonzerte – die aktuellen Formate des Angebots für Kinder und Jugendliche beim Beethoven Orchester sind überaus vielfältig. Zusammengefasst werden sie unter dem Label „b.jung“, das etwas zeitgeistiger daherkommt als „Bobbys Klassik“. Unter diesem Namen hatten Stefan Blunier und sein Konzertpädagoge Thomas Honickel einmal ihr vielfach ausgezeichnetes innovatives Education-Programm ins Leben gerufen. Seit Beginn dieser Saison laufen die Fäden für die pädagogische Arbeit des Orchesters bei Eva Eschweiler zusammen. Ihren Chef, Bonns neuen Generalmusikdirektor Dirk Kaftan, kennt sie gut. Schon in Graz gehörten sie zu einem Team.

Österreicherin ist Eschweiler nicht, aber auch keine gebürtige Rheinländerin, wie ihr Namen vermuten ließe: Sie wurde in Tübingen geboren, studierte Schulmusik und Theaterpädagogik in Heidelberg sowie Querflöte bei Marianne Geise am Mozarteum in Salzburg. „Aber ich habe Verwandte hier in der Gegend“, erzählt sie im GA-Gespräch. „Ich bin also halbe Rheinländerin. Es ist auch schön, einmal näher bei der anderen Hälfte der Familie zu sein.“

Eschweiler hat eine Tasche voller farbenfroher Plastikrohre dabei, als sie zum Termin kommt. „Jede Farbe steht für einen Ton. Ich war gerade in einer Schule“, erzählt sie. Das gehört zu ihrem Job. „Ich bin sehr froh darüber, dass ich direkt vor Ort mit den Schülern arbeiten kann, und nicht nur Konzepte für die Konzerte erarbeite, die dann zwangsläufig sehr verkopft wären.“ Dabei erhält sie tatkräftige Unterstützung von Orchestermusikern. Unter anderem will Eschweiler mit ihrer Arbeit erreichen, dass die Kinder mit den Musikstücken, die sie intensiver kennenlernen, „lebenslang etwas verbinden“. Wenn es ideal läuft, bleiben die Begegnungen mit der Musik als prägende Eindrücke in der Erinnerung und im Herzen der Kinder und Jugendlichen.

Natürlich könnte so manche Schule auf den Gedanken verfallen, dass das pädagogische Angebot des Orchesters den Musikunterricht ersetzen könne. Da ist Eschweiler jedoch strikt dagegen: „Ich finde, Musikinstitutionen sollen den Musikunterricht auf keinen Fall ersetzen. Es muss immer eine Bereicherung und eine Ergänzung sein.“

Eschweiler will jedoch nicht nur die Musik in die Schulen bringen, sondern auch die Schüler ins Konzert. Und zwar nicht nur in die eigens für diese Zielgruppe ausgewiesenen Formate, sondern auch in die ganz klassischen. Dafür sind besondere Kartenkontingente eingerichtet worden, so dass sie für fünf Euro die Reihen „Im Spiegel“ oder „Um Elf“ besuchen können, aber auch das große sinfonische Programm ausgewählter Freitagskonzerte. „Kultur darf nicht daran scheitern, dass sie zu teuer ist“, findet sie.

Auch ein Rapper ist dabei

Besonders geeignet erscheint da die intensive Auseinandersetzung mit Ludwig van Beethovens Musik, dessen dritte Sinfonie, die „Eroica“, in dieser Saison im Fokus des „b.jung“-Zweigs „b+“ steht. Die Idee: Bonner Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich intensiv mit diesem Werk, das sie vielfach mit selbst erarbeiteten Beiträgen spiegeln. Sie entwickeln Choreografien, Bilder oder Texte zur Musik, die sie am 19. Januar im Rahmen einer Aufführung der „Eroica“ durch das Beethoven Orchester unter Kaftans Leitung öffentlich vorstellen. Für die Aufführungen der „Eroica“ im Rahmen der „BeethovenNacht“ am 16. Dezember und dem zweiten Konzert „Im Spiegel“ am Tag darauf steht den Schülern ein Fünf-Euro-Kartenkontingent zur Verfügung. Die „Eroica“-Beiträge der Schüler sollen bis zu den Weihnachtsferien fertig sein, wobei die jugendlichen Teilnehmer professionelle Unterstützung erhalten. Der BOB-Perkussionist Stephan Möller ist ebenso dabei wie die Kunstpädagogin Claudia Pfefferkorn-Schreiber vom Kunstmuseum und der Rapper und Geiger Miki, der auch schon in anderen Education-Projekten mitgearbeitet hat.

„b+“ ist ein gutes Beispiel für die übergreifende Zusammenarbeit der Institutionen. Sowohl die Education-Abteilung des Beethovenfests als auch das Theater Bonn beteiligen sich daran. Seit Beginn dieser Saison werden die Educationprogramme von Orchester und Theater unter der gemeinsamen Plattform „Portal“ gebündelt. Eschweiler: „Ich bin sehr froh darüber, die Oper als Partner zu haben.“

In der Oper finden auch die Sitzkissenkonzerte statt, die sich vor allem an Kinder im Vorschulalter richten. „Sie erfahren hier in einem sehr kleinen Rahmen Kammermusik.“ Am Sonntag, 19. November, 10 und 12 Uhr, illustrieren die Geigerin Maria Geißler und die Cellistin Caroline Steiner mit Musik von Béla Bartók und Zoltán Kodály musikalisch das Märchen von der schönen Prinzessin Ardeliana und dem schlauen Prinzen László. Dazu können sich die Kinder in kuscheliger Atmosphäre im Foyer niederlassen. Angenehmer kann eine erste Begegnung mit Kammermusik kaum sein.

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