Kommentar zur Tanz- und Theaterszene Luft nach oben

Meinung | Düsseldorf · Die NRW-Kulturministerin will die freie Tanz- und Theaterszene stärker fördern. Da ist noch Luft nach oben, findet GA-Redakteur Thomas Kliemann.

Eine gewisse Konsequenz kann man der NRW-Landesregierung nicht absprechen. Auf die Ankündigung einer finanziellen Aufwertung der Kulturförderung im Koalitionspapier folgte Ende Mai die Ankündigung, bis 2020 die Unterstützung für die Theater um 20 Millionen Euro auf 40 Millionen aufzustocken. Anfang Juni kam die frohe Botschaft für die freie Theater- und Tanzszene, deren Förderung nach sieben Jahren der Stagnation bis 2020 von acht auf 12,5 Millionen Euro steigt.

Da Geld viel, aber nicht alles ist, soll zusätzlich eine neue Förderstruktur mehr Transparenz und weniger Bürokratie bringen, den Weg zur „Exzellenzbildung“ ebnen und Selbstbestimmung sowie Selbstorganisation der Freien stärken. Das klingt alles zunächst ganz erfreulich. Doch wer sieht, wie den Freien in vielen klammen Kommunen die Etats gekürzt oder gar gestrichen werden, zweifelt, ob ein Plus von letztlich 4,5 Millionen Euro jährlich die Erosion der Szene stoppen kann.

Der Landesregierung geht es primär darum, durch aufbauende Fördermodule Leuchtturmprojekte zu pushen. Der Rest der Szene hat das Nachsehen. Insgesamt plant die schwarzgelbe Koalition ein Plus für die Kultur in NRW von 200 Millionen auf 300 Millionen Euro. Auf den ersten Blick eine immense Kraftanstrengung, auf den zweiten eine längst fällige Kurskorrektur. Denn der Kulturetat macht derzeit in NRW gerade einmal 0,265 Prozent des Gesamthaushalts aus. Pro Einwohner fördert NRW die Kultur mit 2,54 Euro (2016), der Bundesdurchschnitt liegt bei 15,04 Euro. Da ist noch Luft nach oben.

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