Zugang für jedermann LVR-Landesmuseum in Bonn wird barrierefrei

Bonn · Museumsdirektorin Uelsberg hat die Vision eines "Wohlfühl-, Willkommens- und Erlebnismuseums“ für alle. Für insgesamt 8,3 Millionen Euro wird das Gebäude nun umgebaut.

 Umbau für 8,3 Millionen Euro: (von links) Gabriele Uelsberg, Elke Röser, Detlef Althoff und Milena Karabaic stellen die Pläne für das Bonner LVR-Landesmuseum vor, die ab April 2019 bis Mai 2020 umgesetzt werden sollen.

Umbau für 8,3 Millionen Euro: (von links) Gabriele Uelsberg, Elke Röser, Detlef Althoff und Milena Karabaic stellen die Pläne für das Bonner LVR-Landesmuseum vor, die ab April 2019 bis Mai 2020 umgesetzt werden sollen.

Foto: Benjamin Westhoff

"Inklusion ist für mich ein Rundum-Sorglos-Paket in einem All-Inclusive-Museum“: Gabriele Uelsberg, Direktorin des LVR-Landesmuseums, hat eine blühende, marketingtaugliche Vision vom „Wohlfühl-, Willkommens- und Erlebnismuseum“. Und sie hat jetzt auch die Mittel, um sich bis Mitte 2020, wenn die Institution ihren 200. feiert, diesen Traum zu erfüllen. Wobei der Inklusions-Ansatz keineswegs nur für Menschen mit Beeinträchtigungen gelte, sondern für jedermann, insbesondere für jene, die bislang mehr oder weniger orientierungslos durch dieses große Haus der rheinischen Geschichte dümpeln.

Zwar wurde das Gebäude an der Colmantstraße nach ewigem Um- und Teilneubau erst 2003 wiedereröffnet. Doch schon 15 Jahre später sind die Defizite so virulent, dass eine umfassende Neuordnung plus Baumaßnahmen nötig ist. Im Neubau von 2003 hatte man sich den geplanten zentralen Aufzug gespart. Zehn Jahre später kam die Zielvereinbarung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR), alle eigenen Immobilien barrierefrei umzubauen, wie der zuständige Dezernent Detlef Althoff am Mittwoch im Landesmuseum ausführte.

Dem Bonner Haus komme da eine Pilotfunktion zu. Für 7,5 Millionen Euro sollen in erster Linie ein zentraler Doppelaufzug gebaut werden, der das Haus vom Untergeschoss bis zur Dachterrasse erschließt, und das Foyer neu gestaltet werden. In einem zweiten Bauabschnitt wird das Museum für 800 000 Euro neu gegliedert.

Befragung der Besucher

Milena Karabaic, LVR-Kulturdezernentin, wies darauf hin, dass sich die baulichen und vermittlungstechnischen Anforderungen an Museen entscheidend geändert hätten, der Bildungsauftrag mit neuem Leben gefüllt werden müsse. Uelsberg wurde deutlicher. Befragungen der Besucher hätten ergeben, dass das Haus seine Tücken hat: „Wir sind ein wenig unübersichtlich, man kann sich in diesem Haus verirren, sich verlaufen in der Geschichte des Rheinlands“.

Um das in Zukunft zu verhindern, wird sich ab Mitte 2019 einiges ändern. Neu gestaltet wird etwa der Foyerbereich. Indem der Luftraum zum Untergeschoss geschlossen und die Treppe versetzt wird, gewinnt man Fläche für eine Erweiterung des Delikart-Restaurants zu Linken und eine großzügige Lounge für Museumsbesucher zur Rechten. Ein langer, L-förmiger Tresen verbindet Infoelemente mit dem Kassen- und Shopbereich. Uelsberg spricht von einer „stärkeren Willkommenskultur“ und bemüht das Bild einer Stewardess, die im Flugzeug erklärt, wo es rausgeht und wie die Sicherheitsfunktionen ablaufen. Im Landesmuseum geht es dabei weniger um Notausgänge als um ein farbliches Leitsystem, um eine digitale Info-Stele und einen taktilen Lageplan für Sehbehinderte.

Der entlang des Tresens geführte Hauptstrom der Besucher hat die Wahl, entweder links in den Aufzug zu steigen oder geradeaus zum Allerheiligsten des Hauses vorzudringen. Bislang war es gar nicht so einfach, den Neandertaler zu finden. Gemäß der neuen Planung wird der Besucher direkt zum „wichtigsten Exponat des Rheinlandes“ (Uelsberg) geleitet.

Im Mittelpunkt steht der Neandertaler

Im Erdgeschoss soll ein rundes Ausstellungselement stehen, in dessen Mitte die Überbleibsel des Neandertalers liegen – inmitten allerlei Informationen über dessen Umfeld in Gestalt von Artefakten und Präsentationen in allen erdenklichen Medien. Gedacht wird unter anderem an „Inklusive Panels“ mit drei einfachen Fragen und kompakten Antworten etwa zum Neandertaler, einer Kopie der Schädelkalotte und eines Faustkeils zum Anfassen.

Dieses neue Zentrum des Museums soll Ausgangspunkt für einen eher chronologischen als wie bislang thematischen Rundgang werden, der eine „menschheitsgeschichtliche Erzählung“ (Karabaic) bietet und einzelne Persönlichkeiten vorstellt. Bereits realisiert wurde die Verlagerung des Wechselausstellungsbereichs in den 3. und 4. Stock.

Im zweiten Quartal 2019 werden die Bauarbeiten für die Aufzugsanlage bei laufendem Museumsbetrieb starten. Der Haupteingang zum Landesmuseum wird dafür geschlossen, ein seitlicher Zugang ermöglicht. Bis Ende 2019 soll der erste Bauabschnitt vollendet sein. Mit dem Innenausbau und der Neuordnung der Sammlung soll anschließend begonnen werden.

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