Ausstellung bei Clement Im Labor der Malerei

Bonn · Die Bonner Professorin Anne-Marie Bonnet hat drei Künstler in die Galerie Gisela Clement eingeladen: Ji In Park, David Semper und Peter Tollens

 Radikale Farbspuren: Ji In Park mit der Kölner Galeristin Sunhee Choi vor seinem fast vier Meter hohem Bild „butterfly a“.

Radikale Farbspuren: Ji In Park mit der Kölner Galeristin Sunhee Choi vor seinem fast vier Meter hohem Bild „butterfly a“.

Vier Fragen beschäftigen die Kunsthistorikerin Anne-Marie Bonnet: Wann ist ein Bild beendet, fertig? Wo und wie will es gesehen, wie lange betrachtet werden? Warum malt man immer noch, wenn man doch „fotoshoppen“ kann? Ist nicht schon alles gemalt worden? Um diese Fragen zu beantworten, hat die Professorin der Universität Bonn drei Maler in die Galerie Gisela Clement, in ein „Labor der Malerei“, eingeladen.

Eine spannende Versuchsanordnung mit drei herausragenden, denkbar unterschiedlichen Vertretern dieser Zunft. Wobei einer, wir nennen ihn den Rebellen, die Malerei eigentlich konterkariert, manchmal sogar verweigert, demonstrativ in Richtung Aktion und Skulptur lenkt; der andere, der Radikale, genüsslich und gekonnt mit den Gesetzen des Mediums bricht; der letzte schließlich, der Magier, das zelebriert, was die Kunst seit Tizian und Rubens zu einem unverwechselbaren, geheimnisvollen, koloristischen Erlebnis macht.

Spiel mit Oberflächen

Beginnen wir mit dem Magier: Man „liest“ die Gemälde von Peter Tollens (62) am besten vom Rand her, wo er gewissermaßen seine Farbspuren legt, kleine Akkorde setzt, für Kontraste und Spannungen sorgt. Man könnte sich vorstellen, dass sich dieses Spiel im weiteren Verlauf des Bildes fortsetzt – unter der zusehends monochromer anmutenden Oberfläche. Titel wie „Graugrün Gelb Rosa Grüngrau“, „Grün Türkis“ und „Horace – Orange über Violett“ geben Hinweise zu dem, was koloristisch passiert. Das bloße Auge sieht im Zentrum eine nur leicht vibrierende, fast homogene Farbfläche, die mal giftig erscheint, mal warm, mal frisch.

Das Spiel mit Oberflächen beschäftigt auch den Rebellen David Semper (Jahrgang 1980), der gelbe Signierkreidestifte in Steinbrocken versenkt, mit verriebenem Efeu vergängliche Bahnen auf der Wand zieht und wunderbare Gedankenspiele in Bonnets „Labor der Malerei“ einbringt. Da ruht in der Arbeit „Gondola“ eine hauchdünn abgeschliffene ordinäre Rigipsplatte auf zwei Alabasterstiften (die edelste Varietät des Materials Gips) in der Wand. Die Gattung Malerei wird hier auf das Phänomen des klassischen Tafelbildes reduziert. Auch bei „Geister“ ist das so: Semper fand im Sperrmüll an der Bonner Wilhelmstraße eine einfache Pressspanplatte, die er mit Grafit so behandelte, bis eine kostbare Oberfläche entstand, die die Spuren der Zeit konserviert.

Minimale Komposition

Mit delikaten Oberflächen hat der dritte im Labor, der Radikale, Ji In Park (1980 geboren), nichts am Hut. Er verzichtet auf Pinsel, drückt die Farbe direkt aus der Tube auf die Leinwand, schüttet, lässt die Farbspuren fließen, reduziert die Komposition auf das Minimum, spart sich den Keilrahmen und hängt seine riesigen Leinwände wie Fahnen an die Wand. Bonnets Frage, wann ein Bild fertig sei, wird hier offengelassen. Ji In Park, Schüler von Jerry Zeniuk, stellt seine starken abstrakten Leinwände, etwa das lichtdurchflutete „black beatle d“ und das schwermütige „butterfly a“, quasi zur Diskussion.

Dieses „Labor der Malerei“ macht Spaß und regt an. Bonnets vier Fragen werden nicht direkt, aber irgendwie originell beantwortet.

Galerie Gisela Clement, Lotharstraße 4; bis 4. Mai. Mi-Fr 14-18, Sa 13-17 Uhr. Künstlergespräche mit der Kuratorin am 22. März, 19 Uhr, und 29. April, 11 Uhr

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