Konzertreihe Entdeckungsreisen durch Frankreich und Russland

Königswinter · Am Wochenende startet die Konzertreihe „Klassik in der Scheune“ im Kloster Heisterbach in Königswinter mit einem Doppelporträt zweier Komponistinnen aus dem 19. Jahrhundert.

 Auf dem Weg zur Musik: Beethoven Trio Bonn mit (von links) Grigory Alumian, Mikhail Ovrutsky und Jinsang Lee.

Auf dem Weg zur Musik: Beethoven Trio Bonn mit (von links) Grigory Alumian, Mikhail Ovrutsky und Jinsang Lee.

Foto: Kai Myller (Archiv)

Die Französin Louise Farrenc (1804-1875) war nicht nur eine begabte, sondern auch extrem fleißige Musikerin. Sie spielte vorzüglich Klavier, bildete am Conservatoire de Paris zahllose Schüler aus, komponierte Sinfonien, Kammermusik und jede Menge für Klavier. Und gemeinsam mit ihrem Mann Aristide gab sie eine 23-bändige, ausführlich kommentierte Ausgabe mit Klaviermusik von 1500 bis in die (damalige) Gegenwart heraus. Zwar gibt es mittlerweile eine Werkausgabe und zahlreiche CD-Einspielungen mit Farrencs Musik, doch wirklich dem Vergessen entrissen ist die zu Lebzeiten sehr berühmte Künstlerin und Gelehrte nicht.

Insofern ist dieses Musikerinnenschicksal ein Fall für die von Wolfram Lehnert 2003 ins Leben gerufene Reihe „Klassik in der Scheune“ im Kloster Heisterbach in Königswinter. Denn der Geiger, der hauptberuflich im Beethoven Orchester spielt, hat eine Schwäche für wenig bekannte Meister wie etwa den aus Bonn stammenden Beethoven-Schüler Ferdinand Ries, der so etwas wie der musikalische Hausgott der Reihe ist – neben Beethoven, versteht sich. Beim Eröffnungskonzert der diesjährigen Reihe stehen Werke für Klavier, Flöte, Violine und Violoncello und Klavier von Louise Farrenc auf dem Programm, die Werken ihrer um ein gutes halbes Jahrhundert jüngeren Landsmännin Mel (Melanie Hélène) Bonis (1858-1937) gegenüberstehen, die der Nachwelt ebenfalls ein beachtliches Oeuvre mit mehr als 300 Kompositionen hinterlassen hat. Das Saison-Eröffnungskonzert in der Zehntscheune am Sonntag, 1. Mai, 17 Uhr, steht unter dem vielsagenden Motto „Komponieren gegen Widerstände“. Es spielen das von Wolfram Lehnert gegründete und aus Musikern des Beethoven Orchesters bestehende „Ensemble van Beethoven“ sowie der Pianist Friedward Goebels.

Der Komponist Alexander Alyabyev dürfte wohl auch nur Insidern bekannt sein. Der Titel des zweiten Konzertes in der Zehntscheune am 22. Mai verrät aber schon ein bisschen über die Musik, die den Zuhörer erwartet: „Der russische Schubert“. Das Beethoven Trio Bonn mit BOB-Konzertmeister Mikhail Ovrutsky und BOB-Solo-Cellist Grigory Alumian sowie dem Pianisten Jinsang Lee spielt außerdem Werke von Anton Arensky und Georgi Siridov.

Mit spätromantischer Musik aus Österreich meldet sich die frühsommerliche Reihe dann am 12. Juni zurück. Das „Trio Werden“ spielt mit Verstärkung durch Anna Krim, Viola, und Wolfram Lehnert, Violine, Kompositionen von Alexander Zemlinsky, Gustav Mahler und Franz Schmidt. Im Konzert am 26. Juni widmet Lehnert „Hausgott“ Ferdinand Ries und dessen Komponistenkollegen Louis Spohr ein Doppelporträt unter dem Motto „Gezupft und Angeschlagen“, was auf die ungewöhnliche Besetzung mit Harfe, Klavier und Streicher-Bläser-Ensemble anspielt. Mit dabei sind Luisa Imorde, Klavier, Andrea Thiele, Harfe, sowie das Ensemble van Beethoven.

Beim Finale der in diesem Jahr auf fünf Konzerte aufgestockten Reihe wird's kulinarisch: „Musikalische Tapas, Antipasti und Amuse-Gueule“ heißt der Abend am 25. September, und serviert werden musikalische Appetithappen und Miniaturen aus aller Welt für Harfe, Violine, Viola und Violoncello, angerichtet von Andrea Thiele, Harfe, und Mitgliedern des Ensemble van Beethoven. Und wer wirklich Hunger hat, darf sich zudem auf echtes Essen und spanischen Wein freuen.

Karten für die Konzerte gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen. Das Abonnement für fünf Konzerte kostet 77 (emäßigt 39) Euro. Infos im Netz: www.abtei-heisterbach.de/klassik-in-der-scheune-2016

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