Meisterkurs für Kammermusik Die perfekte Sonate

Bonn · Der britische Cellist Steven Isserlis leitet den am 30. Juni beginnenden Meisterkurs des Beethoven-Hauses und spielt am 5. Juli auf einem Instrument, das einmal Beethoven gehörte.

 Cellist Steven Isserlis: „Ich arbeite gern mit talentierten und sympathischen jungen Menschen“.

Cellist Steven Isserlis: „Ich arbeite gern mit talentierten und sympathischen jungen Menschen“.

Foto: promo

Wenn jemand Karl Marx und Felix Mendelssohn in seinem Familienstammbaum nachweisen kann, dann wäre, wenn es nach der genetischen Prägung ginge, die Richtung der Berufswahl nicht leicht vorauszusagen.

Steven Isserlis trat jedoch nicht in die Fußstapfen des Theoretikers des Kommunismus, sondern folgte lieber den Spuren des Komponisten. Wie im Übrigen auch schon der Großvater und die Eltern des 1958 in London geborenen Musikers, der seit langem als der profilierteste Cellist Großbritanniens gilt. Bereits vor knapp zwei Jahrzehnten wurde er mit dem Commander des Order of the British Empire ausgezeichnet.

Die kommenden Tage wird Steven Isserlis für einen Meisterkurs und ein Konzert in Bonn verbringen. Ursprünglich war nur der Konzertabend am 5. Juli geplant, wenn er zusammen mit dem Pianisten András Schiff drei Sonaten von Ludwig van Beethoven für Violoncello und Klavier spielen wird. Und zwar auf einem Instrument, das einmal Beethoven gehörte. „Ich habe das Cello schon ein paar Mal ausprobiert. Und ich liebe es“, sagt er beim Gespräch am Telefon. „Es ist der sehr spezielle, sehr feine, intime Klang, den ich an diesem Instrument schätze.“ Für Isserlis zählen Beethovens Sonaten zu den spannendsten Werken ihrer Gattung überhaupt. Die frühen Sonaten mit ihrem Konzertcharakter und die späten mit ihrem extremen kompositorischen Anspruch umrahmen die mittlere op. 69 in A-Dur, die Steven Isserlis für die „perfekteste Sonate für Violoncello und Klavier“ hält, „die jemals geschrieben wurde“. Jedes Detail der Instrumente sei genau ausbalanciert, findet er. Und die späten seien „das Tor zu Beethovens Spätstil und von unglaublicher Schönheit“.

Weil Isserlis für das Konzert ohnehin nach Bonn kommen würde, fragten ihn die Verantwortlichen vom Beethoven-Haus gleich, ob er nicht auch den diesjährigen Internationalen Beethoven Meisterkurs für Kammermusik in Bonn leiten wolle. Der Cellist unterrichtet nicht regelmäßig, aber gibt mit großer Begeisterung „Classes“, wie er die Meisterkurse nennt. Die Musikvermittlung gehört zu seinen zentralen Anliegen – er ist sogar als Kinderbuchautor hervorgetreten. „Ich arbeite sehr gerne mit talentierten, sympathischen und offenen jungen Menschen zusammen“, sagt er. Dass die Teilnehmer diese Bedingungen erfüllen, ist sich Isserlis sicher. „Zwei der vier Cellisten kenne ich bereits sehr gut, und einen weiteren habe ich spielen gehört.“ Einen festen Plan für seinen Unterricht hat Isserlis nicht eigens erarbeitet. Das erscheint ihm nicht nötig. Der Musiker zieht den Dialog vor, will die jungen Instrumentalisten spielen lassen und darauf reagieren.

Jetzt freut sich der Brite erst einmal auf die Beethovenstadt. „Ich liebe das Beethoven-Haus und sein Museum“, sagt er. „Es ist großartig! Und es ist genau so, wie ein Komponisten-Museum sein sollte.“ Und er ergänzt: „Ich mag diesen kleinen Raum, wo Beethoven geboren wurde.“

Karten für die öffentlichen Proben gibt es jeweils ab 30 Minuten vor Beginn an der Kasse im Kammermusiksaal-Foyer. Karten für das Abschlusskonzert am 3. Juli sind im Shop des Beethoven-Hauses und in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen erhältlich. Weitere Informationen im Internet: beethoven-haus-bonn.de.

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