Wie „Fargo“ ohne Schnee Deutsche Serie "Hindafing" überzeugt mit gutem Plot

Es heißt immer, die Deutschen könnten keine Serien. Die sechsteilige Serie "Hindafing" im Bayerischen Fernsehen zeigt, dass es durchaus witzige, spannende Serien Made in Germany gibt.

 Die Schauspieler Maximilian Brückner (Rolle Bürgermeister Alfons Zischl) und Katrin Röver (Rolle Marie Zischl) während einer Drehpause bei der BR-Serie "Hindafing".

Die Schauspieler Maximilian Brückner (Rolle Bürgermeister Alfons Zischl) und Katrin Röver (Rolle Marie Zischl) während einer Drehpause bei der BR-Serie "Hindafing".

Foto: dpa

Das Gemaule ist immer groß und die Einigkeit flächendeckend, sobald man aufs einschlägige Thema kommt: Die Deutschen können keine Serien, haben es einfach nicht drauf, genial inszenierte Geschichten wie „Fargo“, „Breaking Bad“, „Better Call Saul“, „House of Cards“ (jedem fallen da noch Dutzende mehr ein) ins Fernsehen zu bringen – geschweige denn, den langen Atem für eine Marathonserie wie die „Sopranos“ aufzubringen.

Dass sich das etablierte Kino, wie gerade in Cannes geschehen, vehement und zutiefst angeekelt gegen Streamingdienste wie Netflix positioniert, die Klasse-Serien in Serie für einen boomenden Markt produzieren, zeigt wie sehr das europäische Film-Establishment hinterm Mond steht. Das Potenzial von Serien weder erkennt noch gebührend fördert. Kein Wunder, dass der Output hierzulande so schlecht ist.

Stopp! Seit vergangener Woche läuft „Hindafing“ im Bayerischen Fernsehen. Am Dienstag kommt die nächste Doppelfolge. Boris Kunz hat mit dem genialen Maximilian Brückner als korrupten und koksenden Bürgermeister Alfons Zischl in der Hauptrolle einen hinreißend bösen, abgründigen Sechsteiler über einen Ort an der A 9 gedreht.

Zischl hat Schulden, ist schwer unter Druck, verstrickt sich immer mehr. Politische Kräfte wirken wie bei „House of Cards“, nur eben in der tiefsten Provinz, wo der Bio-Metzger sein Gammelfleisch-Mett aus der Ukraine bezieht, der Landrat „seine Flüchtlinge“ nach Hindafing entsorgt und Zischl zwingt, sie im geplanten Shoppingcenter „Donau Village“ unterzubringen. Großes Chaos, gutes Timing, Klasse-Plot und exzellente Schauspieler, Spaß und Spannung.

Als „bayerisches Fargo“ – nur ohne Schnee – wurde die Serie schon bezeichnet, die Antwort auf „Breaking Bad“. Nur das Fehlen von Untertiteln wird bemängelt. Ein Hoffnungsschimmer ist „Hindafing“ allemal. Schon zweimal kam höchste Serienqualität aus Bayern: Helmut Dietls „Kir Royal“ (1986) und „Monaco Franze“ (1981-83). In den USA liefen damals „Miami Vice“, „MacGyver“ und „Denver Clan“. Gähn!

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