TV-Kritik Das erwartet die Zuschauer beim Tatort aus München
MÜNCHEN · Der Münchner Tatort widmet sich den sogenannten Reichsbürgern. Die Folge schwankt zwischen Klamauk und Drama, ist aber gut und authentisch erzählt.
Florian Berg liegt mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne der mütterlichen Wohnung. Hat er Selbstmord begangen oder wurde er ermordet? Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) ermitteln und fahren von München in ein heruntergekommenes Dorf an der tschechischen Grenze.
Dort lebte Berg auf dem Hof der „Freiländer“. Unter der Führung von Ludwig Schneider (Andreas Döhler) betreiben sie ein Callcenter, über das Menschen Unterstützung bekommen, die mit Behörden „der sogenannten Bundesrepublik“ Ärger haben. Die „Freiländer“ sind sogenannte Reichsbürger. Diese bestreiten die Legitimität der BRD und weigern sich daher etwa, Steuern und Bußgelder zu zahlen oder amtlichen Entscheidungen nachzukommen.
So ist es kein Wunder, dass Leitmayr und Batic bei ihren Ermittlungen ihre liebe Not haben – nicht nur aufgrund der „Freiländer“, sondern auch wegen der skurrilen Dorfbewohner. Ganz großartig ist Sigi Zimmerschied als Dorfpolizist Mooser.
Andreas Kleinert (Regie) und Holger Joos (Buch) haben einen Tatort aufgelegt, der ein beunruhigendes gesellschaftliches Phänomen authentisch und gut erzählt. Hier und da hätte es etwas weniger Wild-West-Klamauk sein dürfen und dafür mehr charakterliche Tiefe. So werden die Motive der einzelnen „Freiländer“ für ihre Lebensentscheidung nur angerissen. Das Ende der Folge mit dem wenig originellen Titel „Freies Land“ bietet viel Dramatik und eine verstörend starke Schlussszene.
ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.