Kommentar zum neuen Konzertsaal Bochum Bochum eröffnet sein Musikforum

Meinung | Bonn · Die Stadt Bochum hat ihren Konzertsaal Musikforum eröffnet und dabei alles richtig gemacht. Augenmaß und Bürgersinn - das hätte auch den Bonner Festspielhausplänen gut getan.

Was hat Bochum, was Bonn nicht hat? Einmal abgesehen von dem großen Herbert Grönemeyer, der seine Stadt besang: „Bochum, ich häng' an dir … du Blume im Revier“. Herbert, der Alleskönner. Im kommenden März wird er nicht „Bochum“, aber doch seine Filmmusiken dirigieren und, ja, Beethovens Fünfte. Wo? Im neuen Bochumer Konzerthaus. Das ist es, was Bochum hat, und die Beethovenstadt nicht. „Tief im Westen“ hat's geklappt, dort „wo das Herz noch zählt und nicht das große Geld“, wie Grönemeyer weiß. Bochum ist kein Krösus. Und warum ist es dennoch gelungen? Es war wohl eine gute Mischung aus Augenmaß und Bürgersinn.

„Du bist keine Schönheit … und total verbaut“, singt der Herbert. Man blieb bescheiden und schielte nicht auf eine flamboyante Logo-Architektur à la Zaha Hadids „Diamant“ für Bonn, sondern entschied sich für das Stuttgarter Büro Bez + Kock, das den Bochumern ein markantes und doch zurückhaltendes Ensemble für 38 Millionen Euro – ohne Elbphilharmonie-Kostendesaster – in die Stadt stellte. Ein Ensemble, das etwa der weit herumkommende Musikkenner Wolfram Goertz in der Zeit gerade hoch gelobt hat: einen großen, 960 Plätze fassenden Konzertsaal für die Bochumer Symphoniker und einen variablen Saal für Kammermusik und Jazz – das Ganze optisch und akustisch tipptopp. Klasse.

Der Weg war nicht einfach. „Du bist keine Weltstadt“, singt Grönemeyer, aber „'ne ehrliche Haut“. Am Anfang stand eine Bürgerinitiative, die 80.000 Euro sammelte – so ging es in den 50er Jahren auch mit der Bonner Beethovenhalle los. Die Initiative machte Druck, es fand sich ein cleverer Sponsor, der unter der Bedingung einstieg, dass weiteres Geld zusammenkomme. Die Initiative wirbelte weiter, die Bochumer sammelten und sammelten, erhöhten den Druck, stemmten sich gegen die üblichen Bedenken – zu viele Konzerthäuser in der Gegend, rechnet sich das alles? Es bildete sich eine unglaubliche Dynamik, getrieben von bürgerschaftlichem Engagement. Nun steht er da, der Bau, terrakottafarben schmiegt er sich an die profanierte Marienkirche, innen lockt ein wohliger Kirschholzton. „Tief im Westen ist es besser, viel besser, als man glaubt.“ Glückwunsch, Bochum!

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