Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Auf internationalem Niveau

Bonn/Siegburg · Die Preisträgerkonzerte in Bonn und Siegburg waren eine eindrucksvollen Leistungsschau des in Deutschland ausgebildeten musikalischen Nachwuchses.

 Ioana Cristina Goicea spielte in Siegburg das Violinkonzert von Johannes Brahms.

Ioana Cristina Goicea spielte in Siegburg das Violinkonzert von Johannes Brahms.

Foto: Heike Fischer

Der erste Eindruck, den man im zweiten und letzten Preisträgerkonzert des Deutschen Musikwettbewerbs in der Rhein-Sieg-Halle machte, war: man hört hier – zumindest bis in die zehnte Reihe – erstaunlich gut. Das Beethoven Orchester, das an diesem Abend allen drei Siegern ein exzellent spielender Partner war, klang durchweg plastisch und homogen, aber auch sehr transparent. Zweiter Eindruck: die Neue Musik hat ihren festen Platz im DMW.

An diesem Abend manifestierte sich das in Gestalt von „Fachwerk“, einer 2009 entstandenen Komposition von Sofia Gubaidulina für Bajan (das in Russland verbreitete Knopfakkordeon), Streichorchester und Schlagzeug. Solist war Maciej Frackiewicz, frisch gekürter Preisträger in der erstmals beim DMW vertretenen Kategorie Akkordeon. Er spielte sich souverän durch die Partitur, die mit Klängen und Klangballungen von großer Eindringlichkeit überwältigt. Zwar hat sich Gubaidulina von der klaren Architektur von Fachwerkhäusern inspirieren lassen; gleichwohl birgt die Musik Geheimnisvolles, scheint auf Höheres, Mystisches zu verweisen. Das Beethoven Orchester trug unter Leitung von Rasmus Baumann mit intensivem, glutvollem Spiel zu diesem einzigartigen Erlebnis bei.

Ganz klassisch war der Abend eröffnet worden. Theo Plath lieferte in Wolfgang Amadeus Mozarts Fagottkonzert B-Dur einmal mehr eine Kostprobe seines quellklaren, lebendigen und fantastisch lockeren Spiels ab, und nicht minder fabelhaft meisterte Ioana Cristina Goicea Johannes Brahms‘ Violinkonzert. Dank ihrer technischen Souveränität konnte sie mit virtuosen Partien spielerisch umgehen und dynamische wie agogische Feinheiten einbauen. Daneben betörte sie mit hinreißenden Kantilenen und packenden Steigerungen.

In seinem Grußwort betonte Martin Maria Krüger, Präsident des Deutschen Musikrats (Träger des DMW): wer beim DMW gewinne, befinde sich schon „auf internationalem Niveau“. Was nicht zuletzt am Format der Jury liege, deren Mitglieder ihre Arbeit „dicht am Ehrenamt“ leisteten. Vierter im Bunde der Preisträger ist das Eliot Quartett, das aber wegen Erkrankung eines Mitglieds nicht spielen konnte.

Im Rahmen des Konzerts wurde auch der Publikumspreis verliehen. Er ging an Maciej Frakiewicz. Damit nicht genug. Beim Empfang nach dem Konzert setzt sich der Reigen der Auszeichnungen mit der Vergabe zahlreicher Sonderpreise fort. Hier räumten manche Preisträger noch weiter ab. So ging etwa der Musikpreis des Bonner Rotary-Clubs an das Eliot Quartett. Umgekehrt erhielten manche, die zuvor leer ausgingen, hier ihre Anerkennung. So die Liedduos Geiger & Harsányi (Förderpreis der Carl Bechstein-Stiftung) und Caillet/Schäfer (Sonderpreis der Opernfreunde Bonn).

Preisträger sind das eine – Stipendiaten das andere. Hinter dem blassen Begriff verbergen sich ebenfalls großartige junge Musiker, die in den Genuss von allerlei Fördermaßnahmen des DMW kommen. Tags zuvor hatte sich eine Auswahl von ihnen in einem Konzert in der Kleinen Beethovenhalle vorgestellt. Christina Bernard, Saxofon, mit einer Sonatine von Pascal, Dorothea Stepp, Violine, mit dem Allegro vivo aus Debussys Sonate g-Moll, Milena Wilke, Violine, mit einem Walzer von Tschaikowski, und Andreas Lipp mit Schumanns Fantasiestücken. Sie alle konnten sich auf die zuverlässige Begleitung von James Maddox am Klavier verlassen. Das Trio d’Iroise spielte einen Satz aus dem Streichtrio von Jean Cras, Lea Maria Löffler, Harfe, ein Impromptu von Fauré, Maria Wehrmeyer, Violine, eine Caprice von Paganini, und Julius Schepansky, Akkordeon, „Aztarnak“ von Ramon Lazkano. Ling-Hsuan Huang erhielt den DMW-Sonderpreis Komposition für ihr Blockflötenduo „The way we talk“, Francesco Ciurlo den Sonderpreis Komposition des Deutschlandfunks für sein Blockflötenduo „Verzweigungsmuster“. Beide Stücke wurden von dem fabelhaften Duo Elisabeth Wirth & Maximilian Volbers souverän in Szene gesetzt.

Beide Konzerte wurden vom Deutschlandfunk bzw. WDR 3 mitgeschnitten. Sendetermine auf sind im Internet auf der Seite deutscher-musikwettbewerb.de zu finden.

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