"Rockabilly" im GOP-Theater Bonn 30 Jahre "Elvis" als Beruf

BONN · Der Künstler Tode Banjanski doubelt Elvis Presley in der musikalischen Revue „Rockabilly“ im Bonner GOP-Theater

Der King ist da, ruft eine Dame und schwenkt begeistert ihren Prosecco. Tatsächlich – da tänzelt er im Licht der Scheinwerfer durchs Theater-Foyer und lässt die weißen Schlaghosen schlackern. Die abendliche Show hat noch nicht begonnen, da drängt es Elvis-Presley-Imitator Tode Banjanski zu seinem Publikum. Der Hannoveraner hat einen festen Part in der aktuellen GOP-Produktion „Rockabilly“. Und er kann seinen Auftritt kaum erwarten.

„In der Stadt habe ich ihn schon gesehen mit seinen rosa Schuhen und den Riesen-Koteletten. Jetzt wird mir da einiges klarer“, sagt die Frau mit dem Prosecco. Wer sich seit mehr als 30 Jahren als Elvis ausgibt, der lebt auch sonst nicht ganz wie ein Durchschnittsbürger. „Ich kann das manchmal gar nicht mehr trennen. Man darf Elvis nicht spielen, es muss einfach geschehen. Schließlich lebe ich fast länger mit Elvis als Elvis selbst“, sagt Banjanski nach dem Auftritt beim späten Kaffee in der Piano-Bar.

Im Jahr 1969 in Hannover geboren kam Tode Banjanski über seine Mutter zum König des Rock ’n' Roll. „Sie hörte das immer. Irgendwann dachte ich: Hmmm, ist gar nicht so schlecht.“ Mit zwölf Jahren stand Banjanski zum ersten Mal als Elvis in der Schulaula auf der Bühne – zu Vollplayback. „Singen konnte ich überhaupt nicht, aber der Hüftschwung machte schon Spaß“, erinnert er sich.

Während Mama auf einer bodenständigen Ausbildung in der Gastronomie bestand, nahm Banjanski als Jugendlicher nebenbei Gesangsunterricht. Von seinem ersten Azubi-Lohn kaufte er für damals astronomische 1800 Mark den ersten Elvis-Anzug in einer Modewerkstatt in Hannovers Südstadt und war dann ein Jahr lang pleite. Doch die Investition hat sich gelohnt.

Von der ersten Demokassette bis zum Profiauftritt dauerte es nicht lange. Ein bis zweimal pro Woche, im Winterhalbjahr oft auch täglich, schmiert Banjanski sich seither Pomade ins Haar, hängt sich ein dickes Kreuz um, setzt die Sonnenbrille mit den Glitzerrändern auf. Seit 2008 steht er für das GOP mit seinen sieben Häusern bundesweit auf der Bühne.

Für das Engagement hat Banjanski eigens die Teilnahme an der Elvis-EM abgesagt, zu der jedes Jahr 80 bis 100 Imitatoren vom ganzen Kontinent reisen. Etwa zwei Hände voll ernstzunehmende Deutsche gebe es darunter, schätzt er. „Mit seinem Stimmumfang von fast drei Oktaven war der King total vielseitig – und von Rock bis Gospel in vielen Genres zu Hause.“

Nicht jeden Elvis-Song traut sich Banjanski zu. Doch bei 711 Stücken gibt es reichlich Auswahl. Selbst für eine ganze Woche als Bordprogramm auf einer Kreuzfahrt mit wiederholten Showeinlagen hat es im letzten Jahr gereicht. Zwischendurch blieb dem „King“ trotzdem Zeit für einen Drink auf dem Panoramadeck. Dort träumte Banjanski dann von einer Teilnahme auf der echten „Elvis-Tribute-Cruise“ wie sie 2015 mit Elvis-Witwe Priscilla Presley und Mitgliedern seiner alten Band im Mittelmeer in See stach.

Info: Rockabilly, Bonn, GOP Theater, montags bis sonntags, bis 25. Juni ; Tel. (0228) 422 41 41; www.variete.de

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