Meisterwerk neu aufgelegt Kinoklassiker "Apocalypse Now" kommt zurück ins Kino

Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now“ kommt wieder ins Kino – in 4K restauriert und in Dolby Atmos. Am Montag ist der Film im Kinopolis Bad Godesberg zu sehen.

 „Napalm, son. Nothing else in the world smells like that“: Lieutenant Kilgore (Robert Duvall, Mitte) in „Apocalypse Now“.

„Napalm, son. Nothing else in the world smells like that“: Lieutenant Kilgore (Robert Duvall, Mitte) in „Apocalypse Now“.

Foto: Verleih

Die Apokalypse ist auch schon 40. Genauer gesagt: Francis Ford Coppolas Kinomeisterwerk „Apocalypse Now“. Anlass für den Verleih, „The Final Cut“ des rund dreistündigen Werkes noch einmal ins Kino zu bringen – in 4 K restauriert und in Dolby Atmos. Am Montag zeigt das Kinopolis Bad Godesberg die neue Fassung.

Die finale Version des Meisterwerks aus dem Jahr 1979 wurde von Coppola höchstpersönlich restauriert. Der Fokus der Überarbeitung lag vor allem auf einem ultimativen Realismus durch eine bestmögliche Bild- und Audioqualität. Das bedeutet: Erstmalig wurde ein 4 K-Scan der Originalnegative erstellt; mehr als 300 000 Einzelbilder wurden bereinigt: die Audiospur wurde komplett restauriert (mit aktuellem 48 khz Standard und 96 khz); die Dolby-Atmos-Mischung sorgt für einen atemberaubenden Realismus. „Die Zuschauer werden diesen Film auf eine Weise sehen, hören und fühlen können, von der ich immer geträumt habe – und das vom ersten Knall bis zum letzten Seufzer“, sagt der Regisseur .

An der Geschichte, die Coppola erzählt, ändert sich nichts. Der Film, der 1969 während des Vietnamkriegs spielt und in einem Hotelzimmer in Saigon beginnt, erzählt die Geschichte von Captain B. L. Willard (Martin Sheen). Er eröffnet den Film mit den desillusioniert klingenden Worten „Saigon ... shit; I'm still only in Saigon ... Every time I think I'm gonna wake up back in the jungle. “

Im CIA-Hauptquartier in Na Trang erhält Willard einen geheimen Spezialauftrag. Er soll Colonel Walter E. Kurtz (Marlon Brando), einen hochdekorierten Star der US-Streitkräfte, an der kambodschanischen Grenze aufspüren und töten: Kurtz sei wahnsinnig geworden und führe mit Eingeborenen, die ihn wie einen Gott verehrten, einen Privatkrieg.

Mit einem Patrouillenboot der Navy macht Willard sich auf die Suche nach Kurtz. Im Laufe der scheinbar endlosen Flussfahrt nach Kambodscha entfernt der Film sich immer mehr vom Vietnamkrieg und nimmt parabelhaft Kurs aufs Herz der Finsternis.

Das ist das Großartige an Coppolas Film, der einen ungeheuren literarischen Ehrgeiz entwickelt. Shakespeares Geist steckt in diesem Werk, konkreter noch Joseph Conrads Novelle „Herz der Finsternis“ aus dem Jahr 1899. Hier wie im Film heißt die Inkarnation des Bösen Kurtz, das Motiv der Flussfahrt wiederholt sich. Und Kurtz stirbt mit den Worten: „Das Grauen! Das Grauen!“

„Als ich den Film drehte, kannte ich das Drehbuch so gut, dass ich lediglich das kleine grüne Taschenbuch von Joseph Conrads ,Herz der Finsternis' in der Tasche trug, so dass ich die Szene, die ich gerade drehte, überprüfen konnte“, hat Coppola bemerkt.

,,Little by little we went insane."

2011 erfüllte sich ein Traum für Fans des Films. Eine luxuriöse Blu-Ray-Box kam auf den Markt, die über die Kinoversion von 1979 und die erweiterte Fassung „Apocalypse Now Redux“ von 2001 hinaus wunderbare Extras enthält. Zum Beispiel Martin Sheen im Gespräch mit Coppola oder ein Interview mit Drehbuchautor John Milius und Coppola. Auf der dritten Blu-Ray findet man die Doku „Hearts Of Darkness: A Filmmaker's Apocalypse“. Eleanor Coppola und George Hickenlooper zeigen auf faszinierende Weise, wie nahe Kunst und Wahnsinn einander sein können. Coppola berichtet vor der Kamera seiner Frau, wie er mit zu viel Geld, zu viel Technik und zu vielen Selbstzweifeln fast an seinem Film gescheitert wäre. Und den Verstand zu verlieren drohte: „Little by little we went insane.“

Coppola war in den 1970er Jahren mit seinen beiden Paten-Filmen weltberühmt geworden. Mit „Apocalypse Now“ wollte das Hollywood-Wunderkind sich selbst übertreffen. Mehrere Jahre arbeitete er an dem Film, der die seinerzeit unerhörten Produktionskosten von 30 Millionen Dollar verschlang. 1979 erklärte der Filmemacher: „Das Wichtigste, was ich tun wollte, war ein Filmerlebnis zu schaffen, das dem Zuschauer die Gräuel, den Wahnsinn, die Sinnlichkeit und das moralische Dilemma des Vietnamkriegs nahe brachte.“ Das gelang, und noch viel mehr. Coppola tauchte wie Conrad ein in die Abgründe der menschlichen Natur.

Die chaotischen Dreharbeiten auf den Philippinen empfand der Regisseur als Kriegseinsatz an der Kinofront. Erst feuerte er den einen Willard-Darsteller (Harvey Keitel), dann starb ihm der andere (Sheen) fast weg, Herzinfarkt. Coppolas Kampf gegen den drohenden Untergang und die permanente Kunstanstrengung prägen den Film, sie sind Teil seiner ungeheuren Wirkung.

Billy Wilder sah den Film im Sommer 1979 in den Räumen des Studios United Artists. Ein leitender Angestellter lobte bei dieser Gelegenheit Wilders „Sunset Boulevard“ und „Frau ohne Gewissen“. Der Meister entgegnete: „Wie können Sie diesen Scheiß in Gegenwart eines solchen Meisterwerks erwähnen!“

„Apocalypse Now – The Final Cut“ läuft am Montag, 15. Juli, 19.30 Uhr, im Kinopolis Bad Godesberg.

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