Interview mit Gerd Langguth "Frau Höhler war ja nie Kanzlerberaterin bei Frau Merkel"
BERLIN · Der Bonner Politikwissenschaftler Gerd Langguth äußert sich im GA-Gespräch zur Lage der CDU. Mit ihm sprach Thomas Wittke.
Ist die Kritik Gertrud Höhlers an der Kanzlerin nicht zu wuchtig?
Langguth: Die Kritik von Frau Höhler ist unangemessen, ja überzogen. Die Autorin belegt diese Kritik nicht ausreichend. Sie nimmt die DDR-Herkunft Merkels als hinreichenden Beleg dafür, dass man ihr nicht trauen könne. Und das ist gewiss nicht akzeptabel.
Aber warum so eine intensive Schlacht drei Monate vor dem CDU-Parteitag in Hannover?
Langguth: Zwischen den beiden besteht seit jeher eine triefende Aversion. Die verschwindet im Alter nicht so schnell.
Aber das erklärt ja nicht den politischen Generalverriss.
Langguth: Es gibt ja durchaus Aspekte in dem Buch, die nachvollziehbar sind. So hat Merkel ihre Schwierigkeiten, politische Positionen deutlich zu machen. Sie legt die geistig-moralische Dimension ihrer Politik nicht offen. Nochmals: Das Buch Frau Höhlers kommt zu völlig falschen Schlussfolgerungen.
Hat die Wucht der Kritik etwas mit der fehlenden innenpolitischen Zustimmung zu Griechenland-Rettung und Euro-Sanierung zu tun?
Langguth: Das glaube ich nicht. Die Bevölkerung ist ja mit der Vorgehensweise von Frau Merkel mehrheitlich sehr einverstanden. Allerdings gibt es eine Minderheit, die sehr in Sorge ist. Mag sein, dass diese Angst etwas zur Härte der Auseinandersetzung beiträgt.
Immerhin ist es das Resümee einer Kanzlerberaterin, über den sich Politik und Wissenschaft den Kopf zerbricht?
Langguth: Irrtum. Frau Höhler war ja nie Kanzlerberaterin bei Frau Merkel.
Soll der Merkelsche Vorschlag, einen Europa-Konvent einzusetzen, der eine neue Verfassung erarbeiten solle, eine Art innenpolitischer Befreiungsschlag werden?
Langguth: Nein, das wird er nicht sein. Mit dieser Debatte soll Zeit gewonnen werden.
