Technik Let's Play: Zocken als Zuschauersport

Berlin · Viele Spielefans halten den Controller nicht mehr selbst in der Hand, sondern schauen anderen in Livestreams oder Videos beim Zocken über die Schulter. Wer seine Abenteuer ins Netz stellen will, braucht keine teure Technik - aber Humor und Durchhaltevermögen.

Einer spielt, tausende schauen zu: Live Streams von Games machen es möglich, hier etwa "Assasin's Creed Unity".

Einer spielt, tausende schauen zu: Live Streams von Games machen es möglich, hier etwa "Assasin's Creed Unity".

Foto: Andrea Warnecke

Sie heißen Gronkh, Pewdiepie, Towellie oder Trump. Sie basteln Häuser in "Minecraft", gruseln sich in "Five Nights at Freddy's" oder ziehen mit den Monstern aus "League of Legends" in den Kampf. Und Millionen fiebern dabei mit.

Livestreams auf Plattformen wie Twitch und sogenannte Let's-Play-Videos bei Youtube und Co haben Videospiele in einen Zuschauersport verwandelt. Was macht die Spielevideos und -streams so erfolgreich? "Erstmal ist das einfach eine neue Berichterstattung über Spiele", sagt Dennis Brammen.

Er ist einer der Betreiber von Pietsmiet , einem der erfolgreichsten deutschen Spiele-Kanäle auf Youtube. Gemeinsam mit vier Freunden spielt Brammen dort mehr oder weniger alles - vom Klassiker bis zum aktuellen Release: "Wir bieten dieses Flair einer LAN-Party, bei dem wir selber zocken und das mitfilmen. Ich glaube, das ist einer der Gründe, warum Leute unsere Videos gucken."

Im Mittelpunkt stehen bei Pietsmiet und vielen ähnlichen Kanälen weniger die Spiele an sich, eher die lustigen Kommentare dazu. Es gibt aber auch andere Varianten: Videos storylastiger Titel wie "The Last of Us" sind beliebt, weil Zuschauer so die Geschichte eines Spiels entspannt miterleben. Bei E-Sports-Titeln wie "League of Legends" oder "Hearthstone" können Zuschauer mitfiebern und sich neue Strategien abgucken. Und natürlich ist das vor allem bei Kindern und Jugendlichen populäre "Minecraft" auch als Let's Play ein Renner.

Wer sich selbst an Videos oder Streams versuchen will, braucht heute keine teure Hard- und Software mehr. "Das ist zum Glück viel leichter geworden", sagt Florian Holzbauer vom "Chip"-Magazin. Der Rechner braucht aber viel Speicherplatz, idealerweise verteilt auf zwei Festplatten. Ansonsten produziert das gleichzeitige Lesen und Schreiben beim Spielen und Aufzeichnen unschöne Ruckler.

Redakteur Holzbauer rät angehenden Let's-Play-Stars, in ein gutes Mikrofon zu investieren: "Die Mikros an den gängigen Gaming-Headsets reichen dafür nicht." Eine gute Webcam ist nicht ganz so wichtig - schließlich ist das Gesicht des Spielers ohnehin nur klein in einer Ecke zu sehen. Streamer brauchen zudem schnelles Internet. Upload-Geschwindigkeiten von zehn Megabit pro Sekunde sollten es dafür schon sein, so Holzbauer. Und ein zweiter Monitor hilft dabei, während des Streams den Chat im Blick zu behalten.

Dazu braucht es dann nur noch passende Software. Sowohl zum Aufzeichnen als auch zum Streamen von Spielen gibt es mit Open Broadcaster eine gute Gratis-Lösung. Wer seine Kommentare separat aufzeichnen will, greift zum Open-Source-Programm Audacity. Beim Bearbeiten der Videos geht es dagegen langfristig nicht ohne Geld. "Die meisten Let's-Player arbeiten mit Premiere Elements", sagt Holzbauer. Für den Start reichen aber auch simplere Programme wie der Windows Movie Maker oder Apples iMovie.

Besonders unkompliziert geht das Hineinschnuppern mit den eingebauten Lösungen von Playstation 4, Xbox One und Windows 10. Die Playstation hat dafür sogar einen eigenen Share-Button auf dem Controller. Livestreams lassen sich damit ganz ordentlich realisieren, sagt Holzbauer. "Richtige Let's-Play-Videos kann man damit aber nicht machen, dafür sind die Möglichkeiten zu eingeschränkt."

Wichtiger als die Technik ist aber, was man damit präsentiert. "Der Markt für Streams und Videos ist natürlich inzwischen relativ voll", sagt Pietsmiet-Macher Dennis Brammen. "Damit ein Kanal richtig durch die Decke geht, braucht man schon neue Ideen." Neulingen rät er: Ruhig etwas ausprobieren - ohne Angst vor Fehlschlägen und Blamagen.

Vor allem darf sich das Publikum nicht langweilen. "Gute Videos sind Videos, die einfach Spaß machen und lustig sind", sagt Brammen. "Da darf es ruhig auch mal etwas chaotischer zugehen." Wer sich das nicht zutraut, müsse deswegen aber nicht gleich aufgeben. Stattdessen sollte man Freunde mit ins Boot holen: "Zu zweit kann man sich etwas die Bälle zuspielen und sich auch bei dem Drumherum unterstützen."

Eine Erfolgsgarantie ist das aber natürlich noch lange nicht. Dafür braucht es neben Glück und Talent vor allem Durchhaltevermögen. "Viele Anfänger sehen vielleicht unsere vielen Abonnenten oder die anderer erfolgreicher Kanäle", sagt Brammen. "Die sehen aber nicht, dass wir auch klein angefangen haben. Das muss sich langsam entwickeln, bis es eine kritische Masse erreicht."

Die rechtlichen Spielregeln von Let's Play

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