Nach Skandal um Cambridge Analytica Was Nutzer zum Datenschutz bei Facebook wissen sollten

Bonn · Der aktuelle Skandal um Cambridge Analytica rückt den Umgang von Facebook mit den Daten seiner Nutzer in den Fokus. Was Nutzer wissen sollten.

Der aktuelle Skandal um das Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica rückt den Umgang des sozialen Netzwerks Facebook mit den Daten seiner Nutzer in den Fokus. Aber welche Daten speichert Facebook eigentlich? Und wie können Nutzer sich schützen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Datenschutz beim US-Internetgiganten.

Welche Daten sammelt Facebook?

Kurz gesagt: Alle, die greifbar sind. Wie auch in der eigenen Datenrichtlinie nachzulesen ist, speichert Facebook zum einen all jene Daten, die der Nutzer selbst angibt, wie Name, Wohnort, Geburtstag und Geschlecht. Bei der alltäglichen Nutzung des Netzwerks werden aber auch alle Aktivitäten gesammelt - von Likes, Kommentaren und Statusmeldungen über die komplette Kommunikation in den Chats bis hin zu den Standortdaten der hochgeladenen Fotos und über die Software zur Bilderkennung sogar, was auf ihnen zu sehen ist.

Zudem analysiert Facebook all die gesammelten Daten, um weitere Rückschlüsse auf den Nutzer abzuleiten. So ist es beispielsweise durch die Auswertung der "Gefällt mir"-Angaben recht treffsicher möglich, auf Geschlecht, sexuelle Orientierung oder Religion des Nutzers, aber auch auf politische Einstellung, Beziehungsstatus oder Alkoholkonsum zu schließen.

Auch wenn sich Nutzer außerhalb der Plattform im Netz bewegen, liefern sie Daten an Facebook. Über sogenannte Tracking-Cookies erfährt Facebook, welche anderen Internetseiten ein Nutzer aufgerufen und was er dort angeklickt hat - etwa, wenn Seiten den Gefällt mir“-Button einsetzen. "Der Arm reicht so weit über das Netzwerk selbst hinaus", sagt Hauke Mormann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Diese Daten werden selbst dann gesammelt, wenn gar kein Facebook-Konto besteht. Laut Facebook würden sie zwar gelöscht, wenn sie keinem Konto zugeordnet werden könnten, so Mormann. Ob dies tatsächlich der Fall sei, könne allerdings nicht überprüft werden.

Wer einen Eindruck davon bekommen möchte, in welchem Umfang er schon Details aus seinem Leben Facebook gegenüber preisgegeben hat, kann sich in seinem Profil unter dem Link "Lade eine Kopie deiner Facebook-Daten herunter" ganz unten in den Kontoeinstellungen das Archiv mit zahlreichen gesammelten Daten herunterladen.

Unter dem Unterpunkt "Werbeanzeigen" in den Einstellungen ist auch zu lesen, welche Interessen Facebook dem jeweiligen Nutzer zuschreibt. Mormann warnt allerdings davor, dort Korrekturen vorzunehmen. "So liefert man Facebook ja nur noch besser Informationen." Eher sollten alle dort vermerkten Interessen entfernt werden.

Hinzu kommt, dass die Fotoplattform Instagram und der Messaging-Dienst WhatsApp inzwischen zu Facebook gehören. Während Facebook auf die Datensätze von Instagram zugreift, ist ein Gerichtsstreit mit Datenschützern und Verbraucherverbänden in Deutschland gegen den Austausch der Nutzerdaten zwischen WhatsApp und Facebook noch nicht endgültig entschieden. So greift WhatsApp beispielsweise auf das komplette Adressbuch des jeweiligen Smartphones zu und übermittelt die Einträge an US-amerikanischen Server des Mutterunternehmens.

Hoffnung setzt Verbraucherschützer Mormann in die neue Datenschutzgrundverordnung der EU, die im Mai in Kraft tritt. Auch für nichteuropäische Unternehmen gilt dann, dass Anwender die Nutzung ihrer Daten explizit aktivieren müssen - und die Nutzung eines Dienstes nicht an diese Einwilligung gekoppelt werden darf. Bei Verstößen drohen deutlich höhere Bußgelder.

An wen gibt Facebook Daten weiter?

Wer sich mit seinem Facebook-Profil bei einer anderen Webseite oder App wie Spotify oder Tripadvisor angemeldet hat, muss damit rechnen, dass auch diese Dienste Zugriff auf die persönlichen Daten haben. Das gleiche gilt bei Apps von Drittanbietern auf Facebook selbst, beispielsweise Spielen. Auch Cambridge Analytica war über eine solche Anwendung an die Daten von 50 Millionen Nutzer gelangt - allerdings widerrechtlich, wie Facebook betont.

Man muss aber selbst keine Apps nutzen, um über diese Anwendungen seine persönlichen Daten an Dritte weiterzugeben. Es reicht schon, wenn ein Facebook-Freund an einer harmlos wirkenden Umfrage wie „Welcher Schlumpf bist du?“ oder „Was ist deine Lieblingsfarbe?“ teilnimmt. Denn bei der Nutzung dieser Apps erhalten deren Ersteller weitreichenden Zugriff auf das eigene Profil und teils auch auf die Freundesliste und Profilinformationen von Freunden.

Vor allem nutzt Facebook die gesammelten Daten aber selbst: Das Geschäftsmodell des Netzwerkes basiert im Wesentlichen darauf, eine Plattform für personalisierte Werbung zu sein. Je besser Facebook seine Mitglieder kennt, desto besser kann es Firmen Anzeigen verkaufen, die zielgenau auf den Bildschirmen potenzieller Kunden landen.

Wie lösche ich mein Konto?

Soll das digitale Leben lieber ohne Facebook weitergehen, gibt es in den Einstellungen unter „Konto verwalten“ die Möglichkeit, das Konto zu deaktivieren.

Allerdings wird das Profil dadurch nur stillgelegt. Daten, Beiträge und Chats bleiben auf den Facebook-Servern gespeichert. Wer sich später wieder anmeldet, kann das Netzwerk wieder wie gewohnt nutzen. Diese Option ist also eher nützlich, um zu testen, wie ein Leben ohne das soziale Netzwerk sich anfühlt.

Dauerhaft löschen können Nutzer ihr Konto nur über einen Umweg. Dazu klicken sie auf das Fragezeichen-Symbol und tippen „Konto löschen“ in das Suchfeld ein. In der folgenden Mitteilung folgt ein Klick auf „teile es uns mit“. Wer diesem Dialog weiter folgt, beantragt bei Facebook die dauerhafte Löschung des Kontos ohne Möglichkeit der Wiederherstellung. Bis alle Daten gelöscht werden, können hier laut Facebook bis zu 90 Tage vergehen. Einige Daten bleiben auch weiterhin erhalten, etwa Chatnachrichten.

Was gibt es für Alternativen?

Wer nicht auf den Komfort des sozialen Netzwerks verzichten will, Facebook aber den Rücken kehren möchte, hat es schwer. Mark Zuckerbergs Unternehmen hat alle Mitbewerber erfolgreich verdrängt. Und was nützt dem Nutzer ein soziales Netzwerk, in dem keiner seiner Freunde angemeldet ist? Das lokal begrenzte deutsche Nachbarschaftsnetzwerk Nebenan.de oder die dezentrale Alternative Diaspora reichen bei weitem nicht an Facebooks Nutzerzahlen heran.

Andere beliebte Social-Media-Plattformen wie Snapchat stehen Facebook in Sachen Datensammelwut und Intransparenz in nichts nach oder gehören, wie das beliebte Foto-Netzwerk Instagram, selbst zum Facebook-Imperium. Die Gefahr, von der einen Datenkrake gleich in die Arme der nächsten zu laufen ist also groß.

Etwas anders sieht es bei den Messenger-Diensten aus. Alternativen wie Hoccer oder Threema erfreuen sich inzwischen größerer Beliebtheit. Doch auch hier fällt vielen der Wechsel wegen der weiten Verbreitung der Facebook-Tochter schwer - WhatsApp nutzen weltweit immerhin täglich eine Milliarde Menschen.

Wie kann ich die Preisgabe meiner Daten minimieren?

Generell gilt: Je weniger ich preisgebe, desto weniger weiß Facebook. Auch wenn das Netzwerk es suggeriert: Es muss bei der Anmeldung beispielsweise nicht der Klarname angegeben werden, sondern kann auch ein Pseudonym gewählt werden.

Datenschützer raten dazu, Facebook lieber nicht als App auf dem Smartphone zu nutzen, sondern nur im mobilen Browser. Wer sich aus Bequemlichkeit doch für die App entscheidet, sollte einen Blick auf die Berechtigungen werfen, die er der Facebook-App auf dem Smartphone eingeräumt hat.

Für einen Überblick über genutzte Facebook-Apps von Drittanbietern und den Daten, die sie aus dem eigenen Facebook-Profil ziehen, genügt ein Klick hier auf den Unterpunkt „Apps“ in den Einstellungen. Hier lässt sich auch die komplette App-Plattform für das eigene Profil deaktivieren. Wer sich für diesen Schritt entscheidet, kann künftig keine Facebook-Spiele und ähnliches mehr nutzen. Im Gegenzug wird aber auch eine Möglichkeit geschlossen, Informationen auszulesen - auch über die Anwendungen von Freunden.

Wer weiter Facebook-Apps und -Spiele nutzen möchte, kann deren Berechtigungen anpassen. Das geht in den Einstellungen unter „Apps“ per Klick auf das jeweilige Programm in der Liste. Hier können Nutzer sehen und teils auch einstellen, welche Informationen eine App abgreifen darf. Und die auch Berechtigungen der von anderen Nutzern verwendeten Apps lassen sich beschränken: Dazu klickt man in den App-Einstellungen auf „Von anderen Nutzern verwendete Apps“ und entfernt alle möglicherweise gesetzten Häkchen. Wichtig: nach der Auswahl auf „Speichern“ klicken.

Wer verhindern will, dass Facebook seine Aktivitäten über die Plattform hinaus verfolgt, kann in seinem Internetbrowser die entsprechenden Cookies von Drittanbietern regelmäßig löschen, blockieren oder Browser-Erweiterungen installieren, die das Tracking unterbinden oder zumindest erschweren. Aber Vorsicht: Einige dieser Erweiterungen haben sich selbst als Datensammler entpuppt.

Daran, dass Facebook generell die angegeben Daten und Aktivitäten speichert und verwertet, ändert das alles nichts. Wer das soziale Netzwerk weiterhin nutzen wolle, dem bleibe nichts anderes übrig, als Facebook zu vertrauen, dass es sorgsam mit den Daten umgehe und sie wirklich nur für die Zwecke verwenden, die angegeben würden, so Hauke Mormann von der Verbraucherzentrale. Nach dem jüngsten Skandal dürfte das den Nutzer wohl nicht gerade leichter fallen.

Detaillierte Informationen zum Thema Facebook und Datenschutz gibt es unter anderem auf klicksafe.de, einer EU-Initiative für mehr Sicherheit im Netz und bei der Verbraucherzentrale.

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