Empörung im Netz Verfassungsschutz sorgt bei Gamescom für Diskussionen

Köln · Das Landesamt für Verfassungsschutz NRW ist auch in diesem Jahr auf der Videospielmesse Gamescom in Köln vertreten. Der Stand der Behörde sorgt im Netz allerdings für Diskussionen.

In Köln ist an diesem Dienstag die weltweit größte Computer- und Videospielmesse Gamescom gestartet. Während am ersten Tag nur Presse- und Fachbesucher zugelassen sind, öffnen sich am Mittwoch die Tore für alle Besucher. Doch schon im Vorfeld sorgt ein Stand des Verfassungschutzes für Diskussionen.

Das Landesamt für Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen, das dem Innenministerium untersteht, hat für seinen Stand Leinwände ausgewählt, die eine große Deutschlandfahne mit drei Brandlöchern zeigen. Unter einem der Löcher befindet sich der Schriftzug "HKNKRZ" - eine Abkürzung des Wortes "Hakenkreuz", das in der rechten Szene als Codewort benutzt wird. Unter den anderen beiden Brandlöchern verbergen sich die Flagge des Islamischen Staates und ein "A" - ein Symbol, das vor allem von Anarchisten und Punks genutzt wird. Die Bildsprache ist unmissverständlich: Die extremistischen Bewegungen führen laut Verfassungsschutz zur Auflösung der Demokratie.

Ein Twitter-Nutzer hatte am Montag sein Unverständnis darüber geäußert, die Abkürzung "HKNKRZ" und das "A" auf dasselbe Level zu stellen. Neben Zuspruch erhielt er aber auch Widerspruch: "Alles drei extremistische Symbole, also wo ist das Problem?", kommentierte ein anderer User.

Das Landesamt für Verfassungsschutz NRW ist bereits zum dritten Mal auf der Messe vertreten. Ein Mitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden will, erklärte auf GA-Anfrage, dass er die "Aufregung" nicht verstehen könne. "Das Anarchie-Zeichen ist auch ein Symbol für linken Extremismus", auf den man neben dem Dschihadismus und Rechtsextremismus aufmerksam machen wolle. Auch der Extremismus der linken Seite sei demokratiefeindlich. Das NRW-Innenministerium unterstütze diese Argumentation auf GA-Anfrage. In der Vergangenheit sei schon mit "krasseren Motiven" geworben worden. Laut dem Mitarbeiter sei es gut, dass die Aktion wahrgenommen werde. Dies sei Teil der Aufklärungsarbeit. Von Seinem Stand auf der Gamescom erhofft sich der Verfassungsschutz NRW, mit zeitgemäßen Medienformaten an ein Junges Publikum heranzutreten.

"Steam" und "4chan" - Treffpunkt für Extremisten

Die Videospielszene rückte auch wegen einiger Chatforen zuletzt in den Fokus der Verfassungsbehörden. Auf der Spieleplattform "Steam" und Foren wie "4chan", so der Vorwurf, treffen sich nicht nur Gamer, sondern auch Extremisten aller Art. Der Attentäter vom Münchner Olympia Zentrum soll zum Beispiel auf der Plattform "Steam" vernetzt gewesen sein. Aufsehen erregte auch der brutale Doppelmord von Herne, bei dem ein Jugendlicher im März 2017 seinen neunjährigen Nachbarn mit etlichen Messerstichen umgebracht und Fotos der Tat bei "4Chan" hochgeladen hatte.

Über die Gefahr von Chatforen, die eigentlich überwiegend für die Kommunikation in Videospielen genutzt werden, sagte Verfassungsschutzchef Thomas Haldenwang auf einer Veranstaltung im Mai in Berlin: "Auch wenn sie zunächst harmlos erscheinen, sind sie in den letzten Jahren immer stärker in den Fokus von Extremisten gerückt."

Diskussionen um Anwerben von Jugendlichen

Bereits im vergangenen Jahr gab es Diskussionen um das offensive Anwerben der Bundeswehr auf der Gamescom. Auf Plakaten und hieß es damals: "Multiplayer at its best!" oder "Mehr Open World geht nicht!" Der Bundeswehr wurde vorgeworfen, damit reale Kriegseinsätze zu verherrlichen. Das Vorgehen der Bundeswehr und des Verfassungsschutzes zeigt in jedem Fall: Der Draht zu den Jugendlichen soll intensiviert werden. Der Verfassungsschutz in NRW ruft demnächst zwei Youtube-Kanäle ins Leben, auf denen vor Salafismus gewarnt werden soll. An diesem Donnerstag stellt Innenminister Herbert Reul die Kanäle auf der Gamescom vor.

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