So gesehen Einfach mal nett sein

Siebengebirge · Die Kommentarspalten in den sozialen Netzwerken sind ein Sammelbecken für Wutbürger. Unsere Autorin Elena Sebening plädiert für ein bisschen mehr Nettigkeit und Freundlichkeit im Umgang miteinander.

 Der Umgangston in den sozialen Netzwerken ist oft recht rau. (Symbolbild)

Der Umgangston in den sozialen Netzwerken ist oft recht rau. (Symbolbild)

Foto: dpa

Ein Freund von mir nennt es liebevoll die Til-Schweiger-Orthografie. Damit gemeint sind Texte im Internet, die meist ohne großes Interesse für Rechtschreibung und Grammatik, dafür mit viel Wut und einer überhöhten Zahl an Ausrufungs- und Fragezeichen verfasst wurden.

Warum das besonders in den Kommentarspalten der sozialen Netzwerke passiert, ist leicht einzusehen. Schnell und anonym kann hier gemeckert werden, was das Zeug hält. Um mich nicht zu ärgern, öffne ich unter bestimmten Artikeln schon gar nicht mehr die Kommentarspalte. Begehe ich doch mal wieder diesen Fehler und finde besonders boshafte Kommentare und Hetze, kann ich mich selten zurückhalten. Nicht bezüglich der Wortwahl, vielmehr mit dem Wunsch, mein Gegenüber zu einem richtigen Dialog zu bringen – mit Argumenten um sich werfend statt mit Vorurteilen und Schimpfwörtern.

Erst denken, dann absenden

Doch das ist natürlich genauso ungern gesehen, wie Verständnis dafür vorhanden ist, dass Kommentare gelöscht werden. Viele Zeitungen haben es sich angewöhnt, auf ihre Netiquette zu verweisen und behalten es sich vor, einzelne Kommentare zu löschen, besonders wenn diese beleidigender oder rassistischer Natur sind. Schneller als man sich umgucken kann, ist dann von Zensur die Rede. Immer wieder stelle sich mir die Frage: Warum so feige? Denn die wenigsten werden abends in der Kneipe oder bei Familienfesten solche Positionen vertreten. Viele bedienen sich sogar Fakeprofilen, um gänzlich in der Anonymität zu verweilen.

Erst vor ein paar Tagen wurde mir mein halb öffentliches Profil auf Facebook zum Nachteil. Mit Klick auf meinen Namen wusste mein virtuelles Gegenüber um meinen Job und schrieb: „Langweilen Sie doch jemanden anders, das können Sie besser, wenn ich mir Ihre Profession ansehe.“ Deswegen mein kleiner Aufruf mit großer Hoffnung: Erst denken, dann absenden.

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