Neuer Sicherheits-Index Deutsche immer sorgloser im Netz - trotz Kenntnis der Gefahr

Berlin · Cyber-Attacken bedrohen in wachsendem Maße auch jeden einzelnen Internet-Nutzer. Das Wissen darum wächst in Deutschland. Doch es hat nur wenig Folgen: Die Schere zwischen Wissen und praktischem Handeln geht weiter auseinander.

 Über die Gefahren im Netz wissen die Menschen in Deutschland zwar immer mehr - doch sie schützen sich immer weniger.

Über die Gefahren im Netz wissen die Menschen in Deutschland zwar immer mehr - doch sie schützen sich immer weniger.

Foto: Monika Skolimowska

Über die Gefahren im Netz wissen die Menschen in Deutschland zwar stetig mehr als in den Jahren zuvor. Allerdings sinkt ihre Bereitschaft, entsprechende Schutzmaßnahmen anzuwenden.

Das ist ein Ergebnis des neuen Sicherheits-Index, den der Verein Deutschland sicher im Netz (DsiN) vorgestellt hat. Dabei hat sich die Bedrohungslage deutlich verschärft.

Cyberattacken von Kriminellen hätten massiv zugenommen, sagte Thomas Kremer, Vorstandsvorsitzender des Vereins. Dabei würden die Attacken selbst immer professioneller. Zudem schreite die Digitalisierung immer weiter voran. "Damit wird auch die Oberfläche für Angriffe größer."

Die Förderung digitaler Kompetenz als übergreifende Schlüsselqualifikation entwickle sich zur Kernaufgabe digitaler Aufklärung, sagte Kremer. Die Aufklärung müsse aber professionell unternommen werden. "Und das kostet auch Geld."

Der Index differenziert deshalb vier verschiedene Typen von Internet-Nutzern: die Außenstehenden, Fatalistischen, Gutgläubigen und die Souveränen. Die jeweiligen Nutzergruppen müssten gezielt angesprochen werden. "Aufklärung mit der Gießkanne kann nicht funktionieren."

Mit der Digitalisierung und dem Trend zu vernetzten Geräten sei aber auch die Komplexität gestiegen, sagte Ulrich Kelber, Staatssekretär beim Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz. "Die Verbraucher sind auch auf sichere und einfach zu bedienende Geräte angewiesen." In Sachen Sicherheit seien alle gefragt - vom Nutzer über den Anbieter bis hin zu den Behörden.

Einen besonderen Fokus setzte die Untersuchung in diesem Jahr neben Haus- und Heimvernetzung, Online-Shopping, -Banking und den vernetzten Verkehrsraum erstmals auch auf digitale Gesundheits- und Vital-Dienste. Die Bevölkerung werde immer älter, und im gleichen Zuge bekämen Gesundheitsaspekte eine größere Bedeutung, sagte Renate Radon, Vorstandsmitglied beim DsiN und Mitglied der Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland.

Der DsiN kündigte zudem eine Aufklärungsinitiative für Schulen an. Speziell bei Schülern im Alter von 10 und 15 Jahren solle dabei die digitale Kompetenz in allen Unterrichtsfächern vermittelt werden. Zielgruppe seien Lehrer der Stufen fünf bis acht. Der Startschuss für die Initiative "DigiBitS" werde im Schuljahr 2017/2018 zunächst in Schulen in Berlin und Brandenburg fallen.

Den aktuellen Ergebnissen zufolge sank der Wert im Vergleich zum Vorjahr um 4,3 Punkte auf 61,1 Indexpunkte. Das Schutzniveau der Verbraucher sei stabil geblieben. Die Anzahl der Sicherheitsvorfälle 2017 stieg von 301 auf 41,7 Indexpunkte, das Sicherheitsverhalten ging von 52,9 auf 51,4 Indexpunkte zurück. Dabei stieg das Wissen um mögliche Gefahren um 2,2 Punkte auf 86,4 Punkte.

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