Privatsphäre von Verbrauchern gefährdet BSI warnt vor Sicherheitslücken bei Smart-TVs

Berlin · Moderne, mit dem Internet verbundene Fernseher werden zunehmend zum Risiko. Experten fordern Handel und Benutzer dazu auf, Sicherheitslücken zu schließen.

Angesichts vieler erwarteter Fernsehkäufe vor der Fußball-WM im Juni hat Internet-Experte Arne Schönbohm vor den Gefahren durch die neue Generation von Smart-TV gewarnt. „Die Verbraucherinnen und Verbraucher sollten nicht nur auf den Preis achten, sondern auch die IT-Sicherheit der Geräte in ihre Kaufentscheidung einfließen lassen“, sagte der Präsident des Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) unserer Redaktion.

Erst in der vergangenen Woche hatte das offensichtlich gehackte Fernsehen von NRW-Umweltministerin Christina Schulze Föcking für Schlagzeilen gesorgt. Unbekannte Täter hatten Szenen einer Debatte über die Schweinehaltung des Familienbetriebes der Ministerin auf das mit dem Internet verbundene Fernsehgerät eingespielt.

„Hersteller und Händler müssen ihrer Verantwortung nachkommen und die IT-Sicherheit bereits bei der Entwicklung und der Inbetriebnahme der Geräte mitdenken“, forderte Schönbohm. Insbesondere vor Großereignissen wie einer Fußball-WM würden viele smarte TVs verkauft. Er rief dringend dazu auf, den Internetzugang des TVs nur dann zu nutzen, wenn er gebraucht werde. Zudem sollten die Zuschauer darauf achten, Software-Aktualisierungen, so genannte „Firmware Updates“, regelmäßig aufzuspielen, um aktuelle Sicherheitslücken schnellstmöglich schließen zu können. Diese würden jedoch nicht von allen Herstellern dauerhaft gepflegt. Vor allem ältere Geräte könnten oft zum Sicherheitsrisiko werden.

Der BSI-Präsident sorgt sich vor allem um Funktionen, die die Privatsphäre des Nutzers betreffen, also etwa eine integrierte Webcam für Online-Konferenzen oder Chats oder ein Mikrofon zur Bedienung per Sprachsteuerung. „Sie sollten sorgsam verwendet und im Zweifel deaktiviert werden“, empfiehlt Schönbohm.

Cyber-Kriminelle locken Internetnutzer in die Falle

Digital-Fachleute haben eine ganze Reihe von Möglichkeiten erkundet, wie Fremde mit Schadsoftware ins heimische Wohnzimmer oder gar Schlafzimmer eindringen und Kamera, Mikrofon, Fernsehgewohnheiten oder auch weitere Rechner eines Netzwerkes kontrollieren können. Dazu gehören Internetverbindungen aber auch verseuchte Apps, Sticks oder Videos aus unsicherer Quelle.

Nach Angaben von Konsumforschern verfügt inzwischen jeder dritte Haushalt in Deutschland über mindestens ein Smart-TV. Die jährlichen Verkaufszahlen stiegen auf über vier Millionen Geräte, der Anteil von internetfähigen Fernsehapparaten an den gesamten TV-Gerätekäufen stieg vom Anfang des Jahrzehntes bis 2016 von fünf auf 64 Prozent.

Das BSI verweist zudem auf die zusätzlichen Informationen, die bei HbbTV-Geräten als Begleitung zum laufenden Programm parallel aus dem Internet abgerufen und präsentiert werden. Durch diese Einbindung gäben die Benutzer unter Umständen Informationen über ihr Fernsehverhalten preis, etwa welche Filme sie zu welcher Tageszeit konsumiert würden.

Spannende Fußball-Turniere werden nach den Beobachtungen des BSI auch immer stärker außerhalb der klassischen Fernsehgeräte über Smartphones und andere Internet-Zugänge verfolgt. Dahinter lauere ebenfalls ein oft unterschätztes Risiko. „Cyber-Kriminelle nutzen Themen mit hohem Aufmerksamkeitswert, um Informationssuchende und sportbegeisterte Internetnutzer in die Falle zu locken“, warnt das BSI. Ungewöhnliche Nachrichtenportale, Gewinnspiele oder Tipprunden könnten jedoch leicht durch Schadcode infiziert sein.

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