Die beste Lügnerin der Welt

Die amerikanische Schauspielerin Sandra Bullock (44) kommt mit der Komödie „Selbst ist die Braut“ in die deutschen Kinos

Es war ein Start nach Maß in den amerikanischen Kinos. Am ersten Wochenende spielte die romantische Komödie „Selbst ist die Braut“ 34,1 Millionen Dollar ein und schoss damit an die Spitze der Kinocharts. Für Sandra Bullock bedeutet dieses Einspielergebnis den besten Kinostart ihrer Karriere.

Im Film tauschen Sandra Bullock und Partner Ryan Reynolds kurzerhand die Rollen. Sie ist selbstbewusst, stark und böse, er hingegen gutaussehend, liebevoll und ihr Assistent. Der Kanadier Reynolds wurde 2008 vom People-Magazin unter die Top-100 der Sexiest Man Alive gewählt. Am Donnerstag kommt der Film in die deutschen Kinos. GA-Mitarbeiterin Andrea Niederfriniger traf Sandra Bullock bei einer Pressekonferenz in München.

General-Anzeiger: Im Film gibt es diese Nacktszene mit Ihrem Partner Ryan Reynolds. Wie war das?

Sandra Bullock: Die Szene wurde so, wie wir sie uns vorstellten.

GA: Sie sind auch Produzentin des Films und mussten sich sozusagen vor Ihren eigenen Angestellten ausziehen. Schlimm?

Bullock: Es war kein Problem für mich, diese Szene mit diesem Team zu drehen. Alle waren sehr respektvoll. Es war fast ein bisschen wie Gymnastik. Ich habe auch nicht einen Moment daran gedacht, dass das Publikum wegen meines nackten Körpers ins Kino gehen würde. Wenn euch mein nackter Körper so viel Freude bereitet, dann ist das wunderbar. Ich bin froh darüber. Ich liebe meinen Körper.

GA: Nervt es Sie, dass so viel darüber geredet wird?

Bullock Nein, aber es wird mehr aus der Sache gemacht, als sie letztendlich ist. Die Szene dient einzig und allein dem Humor, sie soll witzig sein. Dass da plötzlich eine Marketingkampagne entsteht, konnte ich nicht ahnen.

GA: Wirklich nicht?

Bullock: Na ja, immerhin habe ich diese Szene mit dem weltweit Sexiest Man gedreht. Und wir wollten damit das Publikum auch überraschen. Man weiß zwar, dass etwas passieren wird, aber man weiß nicht, was.

GA: Und was machen Sie, um in Form zu bleiben?

Bullock: Schönheitsoperation! (lacht) Nein, ich habe nichts dafür getan. Schließlich habe ich nur mit Ryan, einem Freund, und nicht mit Ryan, dem Sexsymbol, gedreht.

GA: Also kein Fitness-Studio?

Bullock: Natürlich war ich im Fitnessstudio, habe mir die Pasta oder den Eiskaffee verkniffen, den ich heute Mittag hatte. Alles, was man mag, darf man Monate vor dem Dreh nicht mehr essen.

GA: Sie sind als nette Person bekannt. War es schwer, die Rolle der Margaret Tate zu spielen?

Bullock: Denken Sie daran, dass ich Schauspielerin bin. Ich täusche nur vor, nett zu sein, wenn ich Interviews gebe. Zu Hause bin ich mehr wie Margaret (lacht). Nein, ernsthaft, es war ganz einfach. Jeder hat etwas Bösartiges in sich. Es ist nur die Frage, ob man es raus lässt und wie man es nutzt. Drei Monate lang in einem Film böse zu sein, ist in Ordnung. Danach musst man das wieder abstellen.

GA: Sie besitzen ein Restaurant und sind Produktionschefin eines eigenen Unternehmens. In welcher Situation sind Sie am meisten Chef?

Bullock: Egal, ob ich in einer Bäckerei, in meinem Restaurant oder in meiner Produktionsfirma arbeite, bin ich immer derselbe Boss. Mir gefällt das Wort „Boss“ sowieso nicht.

GA: Warum nicht?

Bullock Ich finde es seltsam, denn ich engagiere Personen, die auf ihren Gebieten besser und intelligenter sind als ich. Natürlich bin ich auch da und rede mit, wenn es um einen Film geht. Aber ich lasse ihnen kreative Freiheiten. Sie können quasi machen, was sie wollen. Denn sie sind sowieso besser als ich. (lacht)

GA: Wie erklären Sie sich, dass es vermehrt Filme und Serien gibt, in denen erfolgreiche Frauen vorkommen?

Bullock: Die Öffentlichkeit hat einfach verstanden, dass wir Frauen cooler und stärker sind und die Welt übernehmen. Und die Männer können sehen, wo sie bleiben. Im Ernst, ich bin froh, dass es Komödien mit starken, erfolgreichen Frauen gibt. Wir waren schon groß darin, in den dreißiger und vierziger Jahren.

GA: Und danach?

Bullock: Danach kam eine Art Eiszeit, in der Frauen in Komödien fast gar nicht mehr vorkamen. Erst in den vergangenen zehn Jahren sind wir zurückgekehrt. Toll ist, dass wir Frauen damit nun auch Geld verdienen können und uns ein wenig über die Regeln hinwegsetzen können. Denn merkt euch: Wir folgen keinen Regeln. Meinen männlichen Freunden sage ich immer: Frauen lügen besser als Männer. Ich bin die beste Lügnerin der Welt.

GA: Zu Beginn des Films ist die Ehe reine Formsache. Wie halten Sie es? Lange wollten Sie von einer Ehe nichts wissen.

Bullock: Ich halte es wie meine Filmfigur. Ehe ist für mich reine Formsache. Ich habe nur geheiratet, weil ich erpresst wurde. Das ist für mich die einzige Form, wie eine Ehe bestehen kann, wenn man den anderen erpresst (lacht). So habe ich das gemacht.

GA: Im Ernst?

Bullock: Ich hatte nie die Traumvorstellung einer Märchenhochzeit. Ich wurde von zwei starken Frauen erzogen, die mich gelehrt haben, meinen eigenen Weg zu gehen, mein eigenes Geld zu verdienen und mein Glück zu finden. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es Menschen gibt, die dich so lieben, wie du bist. Das war mein Glück. Aber nach wie vor erpressen mein Mann und ich uns gegenseitig. Aber das ist okay. Mittlerweile ist auch er darüber hinweg. Wir haben schließlich einen Vertrag (lacht).

GA: Wie viel deutsches Mädchen steckt im Hollywoodstar Sandra Bullock?

Bullock: (auf Deutsch) Das müssen Sie mir sagen. Das weiß ich nicht. Ich werde das oft gefragt, kann aber nie eine Antwort darauf geben. Meine Mutter war deutsch, die Hälfte meiner Familie ist deutsch, sie wohnen in der Nähe von München. Ich bin in Salzburg zur Schule gegangen. Aber ich weiß nicht, wie deutsch ich bin oder wie amerikanisch.

GA: Ihr Deutsch ist auf jeden Fall noch sehr gut.

Bullock: Mein Akzent ist schlimm, wenn ich zwei Monate hier wäre, würde es besser.

GA: Besuchen Sie in diesen Tagen Ihre Eltern?

Bullock: Ich musste meinen Eltern versprechen, dass ich Sie nicht zu Hause besuche und die Presse anschleppe. Denn normalerweise werde ich verfolgt.

GA: Stimmt es, dass Sie versuchen, einen deutschen Pass zu bekommen?

Bullock: Meine Mutter würde sich das sehr wünschen und ich würde mich sehr freuen, wenn das klappt. Meine Schwester und ich versuchen dies derzeit. Es wäre toll, zwei Pässe zu besitzen.

Info: Sandra Bullock in „Selbst ist die Braut“ Kinostart am Do, 30.7. Tipp: „CineLady“-Vorpremiere im Stern Bonn, Marktplatz, Mi 29.7. (19.45h) mit 1 Glas Prosecco für jede Besucherin.

Zur PersonGeboren am 26. Juli 1964 in Arlington (Virginia) als Tochter der deutschen Opernsängerin Helga Meyer. Vater ist der amerikanische Gesangslehrer John Bullock. Bis zum zwölften Lebensjahr lebt sie überwiegend in Nürnberg, Wien und Salzburg. Sie studierte Schauspiel an der Universität in North Carolina, über New York kommt sie nach Los Angeles.

Spielt kleine Rollen in Film und TV. Der Durchbruch gelingt ihr mit „Speed“ (1994). Filme (u. a.): Demolition Man (1993), Speed (1994), Während Du schliefst (1994), Das Netz (1995), Die Jury (1996), Speed 2 (1997), Miss Undercover (2000), Mord nach Plan (2002), L.A. Crash (2005), Miss Undercover 2 (2005), Die Vorahnung (2007).

Ihre Gagen als Schauspielerin betragen zehn bis 15 Mio. Dollar pro Film. Sie lebt in Austin (Texas), wo sie das Nobelrestaurant Bess betreibt. Zudem hat sie eine eigene Produktionsfirma. Seit 2005 ist sie mit dem TV-Moderator Jesse G. James verheiratet Sandra Bullock spricht noch Deutsch - mit einem fränkischen Akzent.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zu kurz gedacht
Kommentar zum britischen Asylpakt mit Ruanda Zu kurz gedacht
Zum Thema
Aus dem Ressort