Andreas Kümmert in der Bonner Harmonie Deutscher Barde mit goldener Kehle

Erst floh Andreas Kümmert vor seiner Nominierung für den Eurovision Songcontest, nun geht der Sänger wieder auf Tour. Der Auftakt im Bonner Musikclub Harmonie zeigt seine musikalische Brillanz - und dass er sich vor Publikum nicht ganz zu Hause fühlt.

 Rocker mit Gefühl: Andreas Kümmert in der Harmonie.

Rocker mit Gefühl: Andreas Kümmert in der Harmonie.

Foto: Andreas Dyck

Diese Stimme steht für sich selbst. Andreas Kümmert braucht nicht viel mehr als seine Stimmbänder und eine Gitarre, um im Duett mit dem Pianisten Sebastian Bach einen Raum klanglich auszufüllen. Der Sänger und Songwriter, der vor zwei Jahren dadurch berühmt wurde, dass er vor seiner Nominierung für den Eurovision Song Contest floh, reduziert sich beim Auftakt seiner neuen Tour am Dienstagabend im Bonner Musikclub Harmonie auf das Wesentliche und verzichtet auf die musikalische Begleitung durch eine Band.

Der Auftritt von Andreas Kümmert gewinnt dadurch enorm an Intimität. Der Mann aus Unterfranken singt sich mit unglaublich viel Gefühl und einer Stimme, die durchdringt und berührt, in die Herzen seiner Zuhörer. Sein Organ beherrscht der 30-Jährige derart genau, dass er augenblicklich von sanft und leise auf rau und rotzig umschalten kann, ohne dabei an Stimmvolumen oder Präzision einzubüßen. Besonders stark klingt Kümmert, wenn er den Blues singt, wie etwa in „Bedroom Blues“, in dem er zudem seine Fingerfertigkeit an der Gitarre zeigt. Mit einem leicht zurückgelehnten Groove, einer Coolness und einer gesanglichen Rotzigkeit, die durch Mark und Bein dringt. Selten hört man so viel Soul in einer deutschen Männerstimme.

Herausragend treten außerdem das stimmgewaltige „Rocket Man“ und das rhythmuslastige, rockige „Train to Nowhere“ hervor. Aber Kümmert meistert ebenso Balladen, was er etwa in „Avalanche“ unter ausgiebigem Einsatz seiner Kopfstimme zeigt. Wunderschön klingt auch seine aktuelle Single „Beside You“. Auf dem zugehörigen Album hat Kümmert die Behandlung seiner Angststörung reflektiert, die den Ausnahmemusiker lange Zeit gelähmt hat und ihn letztendlich auch zum Verzicht auf die Teilnahme beim ESC bewog.

Auch heute noch merkt man Kümmert an, dass er sich in seiner Musik am wohlsten fühlt. Die Interaktion mit seinem Publikum scheint ihm nicht immer leicht zu fallen. Es gibt Momente, da wirkt er unbeholfen. Der stimmgewaltige Barde nimmt das mit Humor. „Man hat mir mal nach einer Show gesagt, ich sei der schlechteste Entertainer des Landes“, sagt er. „Ich fasse das als Kompliment auf.“

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