Erhöhtes Briefporto Ab 1. Juli kostet ein Standardbrief 80 Cent

Bonn · Nach langem Ringen hat die Post bei der Bundesnetzagentur eine Portoerhöhung beantragt. Die Entscheidung wird im Juni erwartet.

Dass das Briefporto steigt, steht schon seit einigen Monaten fest. Nun ist auch klar, wie viel Postkunden pro Brief drauflegen müssen. Wie die Deutsche Post DHL mitteilte, habe sie am Montag bei der Bundesnetzagentur die Genehmigung ihrer neuen Preise für Briefprodukte und Zusatzleistungen beantragt. Demnach wird der Standardbrief bis 20 Gramm ab dem 1. Juli 80 Cent kosten statt wie bisher 70 Cent. Teurer werden auch alle anderen Briefarten sowie Zusatzleistungen wie Einschreiben, sowohl für den nationalen als auch für den internationalen Versand. Am deutlichsten fällt laut Antrag die Preissteigerung bei Postkarten aus, die ab Juli 60 statt 45 Cent kosten sollen.

Die Preise sollen nach Angaben der Post bis zum 31. Dezember 2021 gelten – vorausgesetzt, die Bundesnetzagentur stimmt zu. Damit rechnet die Post im Laufe des Juni. „Der finale Stempel ist noch nicht drauf“, so Fiete Wulff, Sprecher der Bundesnetzagentur, auf Anfrage. Es handele sich aber nur noch um eine Formalie. Die Bonner Behörde hatte der Post einen Preiserhöhungsspielraum von 10,63 Prozent eingeräumt, der Faktoren wie Produktivitätsrate und Inflationsausgleich berücksichtigt. In diesem Rahmen darf die Post das Porto insgesamt anheben, wobei sie selbst entscheiden kann, wie sehr sie die einzelnen Briefsorten verteuert.

Politik großzügiger als Bundesnetzagentur

Der Portoerhöhung ist ein monatelanges Ringen vorausgegangen. Die Bundesnetzagentur wollte der Post im Januar nur einen geringeren Rahmen für die Erhöhung zugestehen. Sie hielt nach eigenen Berechnungen 4,8 Prozent für ausreichend. Das reichte der Post nicht, und das Bundeswirtschaftsministerium ließ die Netzagentur noch einmal rechnen – auf neuer Grundlage. Im März trat die geänderte Entgeltverordnung in Kraft, beschlossen vom Bundeskabinett. Damit sei die Methode zur Gewinnermittlung angepasst worden, erklärte am Montag die Bundesnetzagentur, die sich letztlich dem politischen Willen beugte.

Die Post verweist indes darauf, dass die Preise über drei Jahre stabil geblieben seien. Außerdem seien diese in anderen Ländern höher: „Zum Vergleich: Der europäische Durchschnittspreis für einen inländischen Standardbrief liegt einer aktuellen Gegenüberstellung von 31 Ländern zufolge derzeit bei 0,97 Euro“, teilte der Bonner Dax-Konzern am Montag mit. Im digitalen Zeitalter werden immer weniger Briefe verschickt. Im vergangenen Jahr hat die Deutsche Post nur noch eine Milliarde Briefe und Postkarten von privaten Absendern zugestellt, zehn Jahre zuvor war es etwa ein Drittel mehr.

Die Ausgaben eines Durchschnittshaushalts für das Porto sind entsprechend gesunken: von monatlich 3,32 Euro im Jahr 2009 auf 2,34 im Jahr 2017, wie das Statistische Bundesamt ermittelt hat. Für Telekommunikationsdienstleistungen hat der Durchschnittshaushalt dagegen den Statistikern zufolge 2017 pro Monat 53,27 Euro ausgegeben, darin sind 18,44 Euro für den Mobilfunk enthalten.

Dass die Verbraucher dennoch sensibel auf Portoerhöhungen reagieren, hat aus Sicht des Wirtschaftspsychologen Georg Schulz-Hardt vom Georg-Elias-Müller-Institut in Göttingen vor allem zwei Gründe. Bei der Reaktion auf Preiserhöhungen mache es erfahrungsgemäß einen Unterschied, „ob man die Preise direkt wahrnimmt, indem man sie bar oder mit der Karte im Laden bezahlt, oder ob sie mehr oder weniger automatisch und kontinuierlich abgebucht werden“.

Bei Bar- und Kartenzahlungen, wie etwa beim Briefporto, „ist die Reaktion stärker, weil man direkter mit der Preissteigerung konfrontiert ist“. Außerdem werde „bei kleineren Beträgen stärker auf die relative als auf die absolute Preissteigerung geachtet“, so der Wissenschaftler. Die absoluten Mehrausgaben seien zwar eher gering, „aber prozentual sieht das schon anders aus“. Schlägt die Post auf die Marke für den Standardbrief nur zehn Cent auf, wäre das immerhin ein Plus von fast 15 Prozent.

Porto-Erhöhungen haben in den vergangenen Jahren fast ausschließlich den Standardbrief getroffen, bei dem die Post kräftig zulangte. Er kostete 2010 noch 55 Cent. Bei der jüngsten Portoerhöhung 2016 stieg das Porto von 62 auf 70 Cent. Erstmals seit 2010 sei der Briefpreis stärker als der Verbraucherpreisindex gestiegen, heißt es im jüngsten Jahresbericht der Bundesnetzagentur.

Die privaten Briefe machten 2018 nur noch etwa 13 Prozent der gesamten von der Post transportierten Briefsendungen (ohne Werbepost) aus. Der Löwenanteil entfällt auf Firmenkunden, die aber nicht das volle Porto zahlen, sondern Rabatte erhalten. (mit dpa)

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