Kommentar zur Imam-Ausbildung in der Eifel Weitere Schritte nötig

Meinung | Bonn · Die Ditib bildet einige Imame nun in Deutschland aus - in einem Zentrum in der Eifel. Damit das Vertrauen wieder wachsen kann, bedarf es von Seiten der Ditib allerdings weiterer Schritte, kommentiert Bernd Eyermann.

 Das neue Ausbildungszentrum der Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V.) in der Eifel. Hier werden an 18 Wochen im Jahr islamische Religionsbeauftragte ausgebildet.

Das neue Ausbildungszentrum der Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V.) in der Eifel. Hier werden an 18 Wochen im Jahr islamische Religionsbeauftragte ausgebildet.

Foto: dpa/Roberto Pfeil

Wenn die Ditib, die bundesweit größte Islam-Organisation, einen Teil ihrer Imame, die sie in Deutschland einsetzt, nun auch hierzulande ausbildet, kann das ein Schritt weg aus den Parallelgesellschaften und hin zu mehr Integration von türkeistämmigen Mitbürgern werden. Der Imam hat in der islamischen Welt eine immens wichtige Funktion, richten sich nach seinen Worten doch viele Gläubige. Und nur wer in der deutschen Lebenswirklichkeit angekommen ist, wer zum Beispiel die Gleichheit zwischen Frau und Mann kennengelernt und akzeptiert hat, kann den Menschen in den Moscheegemeinden glaubwürdig Orientierung geben.

Zu begrüßen ist das Ditib-Vorhaben auch im Blick auf das arg getrübte, wenn nicht gar zerrüttet zu nennende Verhältnis zwischen der Islam-Organisation und den staatlichen Stellen in Deutschland. Viel Porzellan ist zerschlagen worden. Da wurden Regierungsgegner in der Bundesrepublik bespitzelt, da gab es Kontakte zur radikalen Muslimbruderschaft, und auch Kriegspropaganda für die türkische Armee im Blick auf den Einmarsch in Nordsyrien war in den Ditib-Moscheen zu hören.

Damit das Vertrauen wieder wachsen kann, bedarf es von Seiten der Ditib allerdings weiterer Schritte, wie Innen-Staatssekretär Markus Kerber bei der Eröffnung des Schulungszentrums richtigerweise sagte. So muss der Abnabelungsprozess von der türkischen Religionsbehörde Diyanet fortgesetzt werden. Darüber hinaus ist nicht einzusehen, warum künftige Imame, die in Deutschland Abitur gemacht haben, erst in der Türkei studieren und danach hierzulande zu Religionsbeauftragten ausgebildet werden sollen. Schließlich gibt es in Deutschland sieben Zentren, an denen islamische Theologie studiert werden kann. Der Blick in die Lebenswelt der Menschen ist in den Uni-Städten inklusive.

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