Kommentar zu Corona-Lockerungen Viel Lärm um wenig

Meinung | Bonn · Die Maßnahmen gegen die Corona-Epidemie werden in winzig kleinen Schritt gelockert. Gefordert sind dann wieder alle Bürger. Denn: Die Gefahr ist noch nicht vorüber, auch wenn manches wieder geht, kommentiert GA-Chefredakteur Helge Matthiesen.

 Noch kontrollieren Polizisten, ob die Kontaktsperren in der Corona-Krise eingehalten werden.

Noch kontrollieren Polizisten, ob die Kontaktsperren in der Corona-Krise eingehalten werden.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Gemessen am medialen Getöse ist das Szenario der Lockerungen von Maßnahmen gegen die Pandemie eher übersichtlich. Die Akteure sind sich auch einiger als es in den vergangenen Tagen schien. Warum eigentlich mag man auf die Rituale der Tagespolitik derzeit nicht verzichten?

Es kann nur einen langsamen  Einstieg in die Normalität geben. Das Programm der Bundesregierung und der Länder ist vorsichtig und maßvoll. Angela Merkel hat zwischen den Zeilen auch die Risiken benannt. Klar ist auch, dass die Länder sowie die Städte und Kreise eigene Entscheidungsmöglichkeiten bekommen, Zeitpunkt und Umfang einzelner Maßnahmen bestimmen. Das ist vernünftig.

Der Föderalismus und die Selbstverwaltung haben sich in der Krise bisher als starke Stützen der Pandemie-Bekämpfung erwiesen. Manches, was beschlossen wurde, gilt es, an regionale Gegebenheiten anzupassen. Die immer wieder geforderte Einheitlichkeit von Regeln und Terminen ist wünschenswert, aber nicht immer zielführend. Nicht alle Hoffnungen haben sich erfüllt. Aber das Programm gibt den kleineren Läden ihr Geschäft zurück. Auch hier gibt der Bund jetzt immerhin Leitlinien für Schule und Veranstaltungen vor, die ausgefüllt werden müssen.

Gefordert sind aber wieder alle Bürger. Da in den kommenden Wochen wieder mehr Menschen in Bus und Bahn unterwegs sein werden, sind es die indirekten Folgen, die es im Auge zu behalten gilt. Einfach nur wieder fahren, ist keine Lösung. Gleiches gilt für die Lockerungen in Schulen oder Kitas. Sie vor allem bergen große Risiken. Die Vorgaben für die Wiederaufnahme des Betriebes werden Lehrer und Schulträger an ihre Grenzen führen. Es muss nämlich viel konsequentere Hygienemaßnahmen über all geben. Weil es noch kein Medikament und keine Impfung gibt, reden wir weiter über eine relative Sicherheit. Die Gefahr ist noch nicht vorüber, auch wenn manches wieder geht.

Lockerung bedeutet deswegen für alle, dass sie die eigenen Schutzmaßnahmen wieder viel ernster nehmen müssen: Händewaschen, Desinfizieren und natürlich auch Mundschutz tragen. Denn die Kontroverse um dieses Thema übersieht, dass es hier nicht um Zwang geht, sondern um eine Möglichkeit, die jeder hat und die es daher zu nutzen gilt. Vernunft ist das wirksamste Mittel auf dem Weg zurück in die Normalität. Seit gestern gibt es einen ersten Fahrplan. Aber es bleibt bei Beschränkungen.

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