Kommentar zum Streik in der Luftffahrt Unangemessen

Meinung | Berlin · Der lange Tarifstreit zwischen den Flugbegleitern und der Lufthansa eskaliert erneut. Die Flugbegleiter-Gewerkschaft will zwei Prozent mehr Lohn und höhere Spesen für das Kabinenpersonal durchsetzen. Das rechtfertigt keine drastische Maßnahme wie diesen Streik über Silvester, kommentiert unsere Autorin.

 Flugbegleiter der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation UFO haben sich zu einer Kundgebung vor dem Terminal am Münchner Flughafen versammelt.

Flugbegleiter der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation UFO haben sich zu einer Kundgebung vor dem Terminal am Münchner Flughafen versammelt.

Foto: dpa/Matthias Balk

Auf dem Rücken vieler Privatreisender, die über Weihnachten und Silvester Freunde und Familie besuchen, trägt die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo ihren Tarifkonflikt mit der Lufthansa aus. Ihr Streik bei Germanwings zwischen den Jahren ist unfair gegenüber Tausenden Passagieren und unangemessen in der Sache. Denn beide Seiten hatten einem Schlichtungsverfahren schon zugestimmt. Während einer Schlichtung zu streiken, ist völlig unüblich. Die Gewerkschaft kann dafür keine nachvollziehbaren Gründe anführen.

Ufo will offiziell moderate zwei Prozent mehr Lohn und höhere Spesen für das Kabinenpersonal durchsetzen. Das rechtfertigt keine drastische Maßnahme wie diesen Streik über Silvester. Man will darüber hinaus zwar auch über eine geplante Vereinbarung zur Abschmelzung von Altersvorsorge-Leistungen des Konzerns sprechen. Hier hatten aber beide Seiten bereits Verhandlungsbereitschaft signalisiert, auch die Lufthansa. Auch dies ist also kein ausreichender Sachgrund.

Die wahren Gründe dürften tiefer liegen. Offenbar ist das Vertrauen der Gewerkschafter in den Lufthansa-Vorstand verloren gegangen, dass er im Rahmen der Schlichtung überhaupt ernsthaft verhandeln will. Hier rächt sich, dass Lufthansa-Chef Carsten Spohr gegenüber Ufo einen überaus harten Kurs gefahren hat. Er überzog die Gewerkschaftsführung mit Klagen und zweifelte vor Gericht sogar an, dass Ufo die Flugbegleiter vertreten darf. Spohr hoffte, die Spartengewerkschaft langfristig loszuwerden und durch die größere Dienstleistungsgewerkschaft Verdi als Partner zu ersetzen. Das gelang jedoch nicht. Der Vorschlag, zunächst einen Mediator einzusetzen, um vor der Schlichtung wieder Vertrauen herzustellen, macht viel Sinn.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Alles auf den Tisch
Kommentar zur zur Aufarbeitung der Corona-Lockdowns Alles auf den Tisch
Zum Thema
Kosten über Sicherheit
Kommentar zum Einsturz der Brücke in Baltimore Kosten über Sicherheit
DFB-Team mit neuem Spirit
Kommentar zur Fußball-Nationalmannschaft DFB-Team mit neuem Spirit
Aus dem Ressort
Kahn kann
Kommentar zum FC Bayern München Kahn kann