Kommentar zum Feuerwerk Schadensbilanz der Silvesternacht

Bonn · Jedes Jahr entstehen in der Silvesternacht Millionenschäden. Hunderte erleiden durch Feuerwerk schwere Verletzungen. Debattiert wird aber über Gesundheitsgefahren wegen Feinstaubbelastungen, kommentiert GA-Chefredakteur Helge Matthiesen.

 Die Debatten um das Silvesterfeuerwerk sind manchmal absurd, findet GA-Chefredakteur Helge Matthiesen.

Die Debatten um das Silvesterfeuerwerk sind manchmal absurd, findet GA-Chefredakteur Helge Matthiesen.

Foto: dpa/Matthias Balk

Politische Debatten in Deutschland sind gerne mal absurd. Besonders absurd sind sie, wenn es um das Silvesterfeuerwerk geht. Daraus lässt sich eine Menge lernen über die Mechanismen öffentlicher Kontroversen, wer sie führt und warum es sie überhaupt gibt.

Weil Feuerwerk in der Silvesternacht zu viel Feinstaub verursacht, gibt es seit einigen Jahren die Forderung, das Geböller einfach zu verbieten. Das diene der Gesundheit aller und sei gut für den Klimaschutz. Es gibt dann auch immer ein paar Experten, die das alles bestätigen, und es gibt Medien, die das beflissen aufgreifen.

Wer sich am Neujahrsmorgen 2020 einfach die Polizeiberichte aus der Republik durchschaut, stößt auf eine große Zahl von kleinen und großen Katastrophen, die mit dem Feuerwerk zu tun haben. Eine nennenswerte Zahl von Häusern brennt ab, eine größere Zahl von Menschen erleiden schwere bis schwerste Verletzungen - aus eigener Schuld oder einfach nur, weil sie an der falschen Stelle standen. Polizisten kommen zu Schaden, weil man sie mit Böllern bewirft. Manchmal spielen sich regelrechte Straßenschlachten ab.

Die Folgekosten dieser Nacht sind horrend, an die persönlichen Folgen für die Betroffenen gar nicht zu denken. All das ist ganz gewiss weit gravierender als der Feinstaub jemals sein kann. Der Wahnsinn hat nur leider nichts mit dem Klimawandel zu tun, sondern nur mit menschlicher Unvernunft. Die mobilisiert in Deutschland keinen einzigen Politiker und auch keinen Lobbyverband, der mit dieser Debatte andere Ziele verfolgt.

In Deutschland wird lieber folgenfrei über abstrakte Dinge moralisiert, als sich den konkreten Problemen zu stellen. Daher wird es auch im kommenden Jahr keine Debatte um das wahre Silvesterproblem geben. Wir nehmen das einfach hin.

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