Bonn und Lonely Planet Neiddebatten nach Lonely-Planet-Ranking
Bonn · Bonn hat es auf Platz fünf auf der Liste des Reiseführers Lonely Planet geschafft. Als Bonner kann man nun mit stolzgeschwellter Brust herumlaufen. Aber was sagt die Welt dazu?
Wann gibt es solche Tage, an denen man als Bonner ohne Einschränkungen mit stolzgeschwellter Brust herumlaufen mag? Platz fünf auf der Liste des Reiseführers Lonely Planet. Bescheidene Bonner wussten ja schon immer, dass die Stadt die schönste im Lande ist und bestimmt jede Reise wert. Alle anderen empfinden die Empfehlung als längst überfällig. Was will man mehr? Aber was sagt die Welt dazu?
Nun, die Verblüffung im Blätterwald ist grenzenlos. Da finden sich in Überschriften Vokabeln wie „sogar“, „ausgerechnet“ und „überraschend“. Meist beschränkt man sich auf eine sachliche Meldung. Vereinzelte Stimmen merken an, dass der Lonely Planet vergessen habe, auf den WCCB-Skandal und das Stadthaus hinzuweisen, und dass auch das Godesberger Ännchen nicht mehr das sei, was es einmal war. Doch wer wüsste das besser als die Bonner selbst?
Einzig Ostwestfalen-Lippe erhebt die Stimme und geißelt die Reihenfolge als kapitalen Irrtum. Bielefeld und seine wunderbare Umgebung komme nämlich gar nicht vor.
Das sind alles Neiddebatten, die einen heimatstolzen Bonner gar nicht anfechten. Der lehnt sich in seinem Sessel zurück und nimmt zur Kenntnis, dass aus Städten, die schon auf die Tonne hauen, wenn sie in einem sibirischen Landwirtschafts-Portal lobende Erwähnung finden, gar nichts zu hören war. Hamburg? Köln? Düsseldorf? Berlin? Fehlanzeige.
Und am Ende gilt noch festzuhalten, dass die Siegerin des Rankings, die Stadt Salzburg – Bonns Lieblingsfeindin und Widersacherin in Sachen geschickter Positionierung als Mozartstadt – in einem Nörgelsturm unterging. Vor allem österreichische Medien mäkelten von Überfüllung und unerträglichen Zuständen! Das wollen wir hier mal unkommentiert lassen. Denn damit hat Bonn nun wirklich gar nichts zu tun.