Kommentar zu Thomas Müller Nicht mehr einzigartig

München · "Müller spielt immer": Diese Worte über Thomas Müller sind neun Jahre alt. Unter Bayern-Trainer Niko Kovac wird Müller immer mehr zum Bankdrücker. Unser Autor meint: Dem Offensivspieler sind seine besonderen Fähigkeiten zuletzt abhandengekommen.

 Unzufrieden: Thomas Müller.

Unzufrieden: Thomas Müller.

Foto: dpa/Lino Mirgeler

Die Worte, die Louis van Gaal nach einem Champions-League-Spiel der Bayern vor neun Jahren ausgesprochen hat, hallen noch heute nach: "Müller spielt immer." Das Vertrauen, das der ehemalige Münchner Trainer damals für den jungen Angreifer ausdrückte, war bemerkenswert - und keine leere Worthülse: Wenn Müller fit war, stellte van Gaal seinen Lieblingsschüler auf. Der Oberbayer bedankte sich mit Toren.

Zwischen damals und heute liegen mehrere Meisterschaften, der Gewinn des Weltmeister- sowie Champions-League-Titels und einige Münchner Trainer. Bei denen war zuletzt ein eindeutiger Trend erkennbar: die Abkehr von van Gaals Devise. Unter Niko Kovac wurde Müller zum Bankdrücker degradiert, Serge Gnabry und Star-Neuzugang Philippe Coutinho haben ihm den Rang abgelaufen. Für Joachim Löw spielt der 100-malige Nationalspieler sogar überhaupt keine Rolle mehr: Müller ist aussortiert.

Vor einigen Jahren wäre das noch undenkbar gewesen. Der schlaksige Offensivmann brachte immer etwas mit, das kein Spieler in irgendeinem Nachwuchsleistungszentrum erlernen kann: den Überraschungsmoment. Müller war nie ein Über-Athlet, Tempofußballer oder Dribbler. Aber einer, den es quasi magnetisch zur richtigen Zeit zum richtigen Ort auf dem Platz trieb. Diese instinktive Art, die für den Gegner nicht zu entschlüsseln war, machte Müller einzigartig - und damit unverzichtbar.

Dass für diese Beschreibung die Vergangenheitsform gewählt werden muss, zeigt das Problem: Müller sind seine besonderen Fähigkeiten zuletzt abhandengekommen, das Unverwechselbare in seinem Spiel fehlt. Anders gesagt: Müller ist austauschbar geworden. Wenn er die ihm typischen Elemente nicht wiederfindet, wird es für den Ur-Bayern in München schwer, wieder eine bedeutende Rolle im Team einzunehmen. Ein früher noch unvorstellbarer Vereinswechsel wäre dann die logische Konsequenz.

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