Kommentar zu Wartezeiten auf Behindertenausweise Zur Chefsache machen
Meinung | Bonn · Die langen Wartezeiten auf einen Behindertenausweis werfen kein gutes Licht auf die Bonner Verwaltung. Verwaltungschef Ashok Sridharan ist gefragt, das Personalproblem zu lösen. Ein Kommentar.
Die Geschichte der schwer erkrankten 51-jährigen GA-Leserin um ihre bislang erfolglosen Bemühungen, einen Schwerbehindertenausweis zu bekommen, macht einen fassungslos. Und wirft kein gutes Licht auf eine Verwaltung, die eigentlich Dienstleister für ihre Bürger sein soll. Offensichtlich, das zeigen auch die Erfahrungen anderer Leser mit dem zuständigen Amt, ist diese Antragstellerin kein Einzelfall. Einige berichten gar, dass ihre Angehörigen, die einen solchen Ausweis beantragt hatten, über die Wartezeit längst verstorben seien.
Hier geht es also um Menschen, von denen viele nur noch eine begrenzte Lebenszeit haben, deren Anspruch auf staatliche Unterstützung, um ihnen das Leben und den Alltag einigermaßen erträglich zu gestalten, von der Behörde offensichtlich nicht so ernst genommen wird, wie es eigentlich zu erwarten ist. Das ist ein Skandal.
Den Mitarbeitern im Amt selbst ist kein Vorwurf zu machen. Sie erfüllen ihre Aufgabe so gut, wie sie können. Davon ist auszugehen. Wenn aber nicht genügend Personal da ist – aus welchen Gründen auch immer –, um die Aufgabe in einem angemessenen Zeitraum zu erfüllen, dann muss sich ab einem bestimmten Zeitpunkt die Stadtspitze und hier an allererster Stelle der Oberbürgermeister einschalten. Er muss sich schleunigst darum kümmern, dass der unhaltbare Missstand behoben wird.
OB Ashok Sridharan hat ja bereits einiges zur Chefsache erklärt, da wäre doch nur allzu selbstverständlich, wenn er auch in diesem Fall, wo die Bürger unmittelbar betroffen sind, das Heft in die Hand nimmt. Am besten wirft er die Missstände im Bürgeramt gleich in den selben Topf. Auch da ist es ein Unding, wenn man als Bürger mittlerweile wieder bis zu drei Monate warten muss, um etwa einen neuen Ausweis beantragen zu können.
Aber da gibt es offensichtlich mittlerweile auch deutliche Signale seitens der Politik, dass man das dauernde Theater um das Dienstleistungszentrum nicht mehr länger mitmachen und eventuell zu altbewährten Strukturen zurückkehren will. Heißt möglicherweise, die Bürgerdienste wieder regulär täglich in den Bezirksrathäusern anzubieten. Die schlechteste Idee wäre das nicht.