Kommentar zum Iran und der deutschen Wirtschaft: Ohne Euphorie
Frankfurt/Main · Manchem kann es nicht schnell genug gehen, nun, nachdem der Atomstreit mit dem Iran gelöst scheint: Der Nah- und Mittelostverein der deutschen Wirtschaft appellierte an die Bundesregierung, möglichst schnell Minister in den Iran zu schicken. Den Außenminister? Den Wirtschaftsminister? Die Ministerin für Frauen? Es klang wie: Egal, Hauptsache Minister.
Vor allem klang es dumm. Natürlich darf Außenpolitik heute auch ganz prominent Außenwirtschaftspolitik sein. Unternehmer im Tross von Kanzlerin und Außenminister gehören zur Regel. Kein Problem, denn Politik ist nicht nur die Kunst des Möglichen, sondern auch die Vertretung eigener Interessen. Helfen wird im Iran aber wohl nur Nachhaltigkeit.
Gerade in solch wichtigen Branchen wie dem Maschinenbau sind die Kontakte in das Land geblieben. Nur nutzen konnte man sie wegen der Sanktionen seit 2008 nicht. Inzwischen hat sich die Welt verändert. War im Iran der deutsche Anlagenbau einst führend, haben Koreaner und chinesische Wettbewerber mittlerweile aufgeholt. Auch die Finanzströme müssen erst wieder aufgebaut werden - einschließlich des Eigenkapitals iranischer Unternehmen.
Große politische Ereignisse sind also komplex in der Wirkung. Schnelle Erfolge wird es im Iran nicht geben. Eine Kehrseite wird bleiben. Und die politischen Risiken auch. Die Verhandlungsfreude gestern war begleitet von amerikanischen Drohungen, Iran zu bombardieren, wenn er das Abkommen nicht einhalte. Für Euphorie besteht kein Anlass.