Kommentar zur Terrorgefahr in Deutschland Zugriff

Meinung | Düsseldorf · Im Schatten der Corona-Pandemie hat eine Zelle der Terrormiliz „Islamischer Staat“ offenbar Anschläge in Deutschland geplant. Doch die Ermittler waren wachsam, kommentiert unser Autor.

 Ein Wagen der Polizei und maskierte Polizisten stehen am Mittwoch im Bundesgerichtshof in Karlsruhe.

Ein Wagen der Polizei und maskierte Polizisten stehen am Mittwoch im Bundesgerichtshof in Karlsruhe.

Foto: dpa/Uli Deck

Der islamistische Terrorismus ist nicht besiegt, auch wenn die Welt mit Corona beschäftigt ist. Im Schatten der Pandemie hat eine Zelle der Terrormiliz „Islamischer Staat“ offenbar Anschläge in Deutschland geplant. Die Festnahmen von fünf Tadschiken in Nordrhein-Westfalen, von denen drei als Gefährder eingestuft sind, zeigen: Die Terrorgefahr in Deutschland ist weiter unverändert hoch, auch wenn sie mehr abstrakt als konkret ist. Doch das gesellschaftliche Umfeld passt gerade. Denn Zeiten, in denen nahezu alle Staaten dieser Erde mit der Eindämmung der Corona-Pandemie kämpfen, verströmen die Erwartung abgelenkter Polizei.

Doch auch in diesem Fall waren die Ermittler wachsam und hatten die Männer, die vor Jahren als Flüchtlinge nach Deutschland eingereist waren, schon länger im Visier. Aber Deutschland bleibt als eines der wichtigsten westlichen Länder weiter im Zielradar islamistischer Terroristen. Ein Anschlag hierzulande ist weiter jederzeit an jedem Ort möglich. Der Schock aus dem Dezember 2016 ist nicht vergessen, als der Islamist Anis Amri, ein eingestufter Gefährder, einen Lkw in eine Menschenmenge auf einem Berliner Weihnachtsmarkt gelenkt und bei diesem bis dato größten Terroranschlag in Deutschland zwölf Menschen getötet hatte. Es war auch ein Angriff auf unsere Art zu leben.

Im jüngsten Fall hatten sich die potenziellen Attentäter zwei US-Luftwaffenstützpunkte ausgeguckt – und einen Islamkritiker, den sie zum Schweigen bringen wollten. Der Krieg der fanatisierten und verblendeten Religionskrieger gegen die Ungläubigen aus dem Westen geht weiter. Freiheitliche Gesellschaften sind verwundbarer als geschlossene Systeme. Doch diese Freiheit hat Stärken, die die Angreifer nicht kennen: Toleranz, Solidarität, Miteinander. Stärker als ihr Hass.

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