Kommentar zu Lead City Zu früh für Einschnitte

Meinung | Bonn · Es wäre zum jetzigen Zeitpunkt sinnvoller, den im Rahmen des Lead-City-Projekts entwickelten Fahrplan ein weiteres Jahr in der bisherigen Weise fortzuführen, anstatt jetzt schon wieder die Maßnahmen zurückzudrehen, kommentiert GA-Redakteur Philipp Königs.

 Die Stadt will die Lead-City-Maßnahmen künftig teilweise fortführen.

Die Stadt will die Lead-City-Maßnahmen künftig teilweise fortführen.

Foto: Benjamin Westhoff

Das Lead-City-Projekt läuft noch, und schon wollen die Stadt und die Stadtwerke wieder daran herumschrauben. War es nicht schwer genug, die zeitlich befristeten Zusatzangebote im Vorfeld zu vermitteln, auch weil manches – wie beispielsweise das auf Neukunden beschränkte 365-Euro-Jahresticket – den treuen Bestandskunden nicht grundlos ungerecht erschien? Nun geht es bei den jetzt zur politischen Diskussion stehenden Verwaltungsvorschlägen vornehmlich um den Fahrplan. Positiv hervorzuheben ist, dass die Stadt eine ganze Reihe von Angeboten beibehalten möchte. Es gibt gute Gründe dafür bei deutlichen Fahrgastzuwächsen auf vielen Linien. Doch erschließt sich nicht wirklich, warum beispielsweise die neue Buslinie 632 plötzlich am Bertha-von-Suttner-Platz gekappt wird und nicht mehr bis zum Beueler Bahnhof weiterfahren soll – zumal das Planungsamt selbst schreibt, „dass das Potenzial der Linie noch nicht voll ausgeschöpft werden konnte“. Viel sinnvoller scheint es doch zum jetzigen Zeitpunkt, den Fahrplan ein weiteres Jahr in der bisherigen Weise fortzuführen, sofern Stadt und Stadtwerke nicht nachvollziehbar darlegen können, dass bestimmte Angebote vollends in Leere liefen. Zumal zu berücksichtigen ist, dass die Lead-City-Förderung erst zum 31. Dezember dieses Jahres ausläuft und die belastbare Untersuchung von Lead City erst im Anschluss möglich sein wird.  

Nun liest sich in diesem Zusammenhang der Fahrgastresonanz-Bericht der SWB für das vergangene Jahr wenig verheißungsvoll. Wegen des Wechsels zum neuen Lead-City-Fahrplan Ende August 2019 dauerte das dritte Quartal zwar nur zwei, das vierte dafür vier Monate. Doch auch dies berücksichtigend haben die Fahrgäste erheblich über Verspätungen und Ausfälle geklagt. Immerhin geben die SWB an, den für Unzuverlässigkeiten ins Felde geführten Fahrermangel inzwischen beseitigt zu haben.

An anderer Stelle könnten Probleme dagegen alsbald offen zutage treten: Das Vorhaben von CDU und FDP, gemeinsam mit Stimmen der Opposition, den Cityring wieder zu öffnen, könnte gravierende Auswirkungen auf den Busverkehr haben. Schließlich teilen sich vor der Universität nach der Abmarkierung eines Radwegs Autos und Busse mittlerweile gemeinsam eine Fahrspur. Hier liegt die Hauptroute für eine Vielzahl von Linien. Die Staugefahr wird zweifelsohne wachsen.

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