Wowereits Wahl zum Bürgermeister: Klaus im Glück

Zwei Stimmen fehlten. Klaus Wowereit wird es verschmerzen.

Der menschliche Faktor, die kleine Rache potenziell Enttäuschter, ist nie ganz zu berechnen. Immerhin: Eine Panne wie 2006, als die Genossen von SPD und PDS im Abgeordnetenhaus den SPD-Spitzenkandidaten erst im zweiten Wahlgang mit nur einer Stimme Mehrheit zum Regierenden Bürgermeister wählten, blieb Wowereit dieses Mal erspart.

Er kann seine dritte Amtszeit als "Regierender" einläuten und ist, rechnet man das gute halbe Jahr ab 2001 als Chef eines Übergangssenats dazu, bereits zum vierten Mal Regierender Bürgermeister. 2002: Rot-Rot. 2006: Rot-Rot. 2011: Rot-Schwarz, weil zerstrittene Landes-Grüne Wowereit schließlich doch an den Punkt brachten, dass mit ihnen stabiles Regieren über fünf Jahre womöglich nicht garantiert ist. Wowereit hatte vor der Wahl alle Optionen. Nach der Wahl ging er auf Nummer sicher: Rot-Schwarz.

Die CDU, nach der Berliner Bankenaffäre über Jahre in der Landespolitik kein echter Machtfaktor mehr, griff freudig zu. Die Grünen haben Wowereit für dessen Abgesang auf Rot-Grün ewige Rache geschworen. Die SPD wiederum beißt die Zähne zusammen.

Die Koalition mit der teils immer noch verkrusteten Landes-CDU ist für die teils nicht weniger verstaubte SPD in Berlin kein Wunschkonzert. Da hilft auch kein trendiger Bürgermeister, der längst kühl kalkulierender Machtpolitiker ist. Wie sehr ihn seine eigene Partei für den Schwenk hin zur CDU mag, wird Wowereit bald sehen: am Ergebnis der Stellvertreter-Wahlen beim SPD-Bundesparteitag in Berlin.

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