Kommentar zum sinkenden Dividenden-Niveau Wenn weniger mehr ist

Meinung | Bonn · Unternehmen, die 2019 gut verdient haben, lassen ihre Anteilseigner daran teilhaben. Andere sorgen sich in der Corona-Krise und schütten weniger aus. Das ist richtig und sinnvoll, kommentiert GA-Redakteurin Delphine Sachsenröder.

 Angesichts der Corona-Krise schütten viele Unternehmen auch weniger Dividenden aus oder streichen sie ganz.

Angesichts der Corona-Krise schütten viele Unternehmen auch weniger Dividenden aus oder streichen sie ganz.

Foto: dpa-tmn/Alexander Heinl

Anleger wollen Geld verdienen. Daher verzichtet kein Aktionär gerne auf Dividenden. Trotzdem ist in der jetzigen Situation eine Zurückhaltung der Unternehmen bei den Ausschüttungen richtig und sinnvoll. Auch wenn die Dividenden sich auf die teilweise üppigen Gewinne des Vorjahres beziehen: Angesichts der Corona-Krise kann keine Aktiengesellschaft für sich behaupten, in eine sichere wirtschaftliche Zukunft zu blicken. Niemand weiß, ob er die großzügig verteilten Gewinne nicht schon morgen zur Sicherung von Arbeitsplätzen braucht. Unternehmen wie die Allianz mit üppigen Auszahlungen haben sich daher weit aus dem Fenster gelehnt. Die Menschen sind zu Recht hellhöriger geworden. Sie registrieren mittlerweile genau, welche Konzerne zum einen nach dem Staat rufen, zum anderen Geld an Aktionäre verteilen.

Auch das Argument, Kurzarbeit werde nicht aus Steuergeldern, sondern aus Beiträgen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern gezahlt, ist wenig überzeugend. Denn ist die Reserve der Arbeitsagentur aufgebraucht, springt sehr wohl der Steuerzahler ein. Und ob der Geringverdiener mit seinen Beiträgen Kurzarbeit in einem Unternehmen mit finanzieren will, damit am anderen Ende die Großaktionäre ihre Gewinne einstreichen können, ist auch eher fraglich. In diesem Fall ist weniger einfach mehr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Nicht ohne Nachteil
Kommentar zur Wahlrechtsreform Nicht ohne Nachteil
Zum Thema
Aus dem Ressort