Kommentar zur Wirtschaftskrise Weit vor dem Höhepunkt

Meinung | Berlin · Alle Beteiligten war klar, dass die Party von billigem Zentralbankgeld angetrieben war. Doch was steigt, fällt auch wieder. Da reicht ein kleiner Auslöser, um die Kurse ins Rutschen zu bringen. Jetzt kam sogar ein riesiger Schock, meint unser Autor.

 Bayer gehört zu den Unternehmen aus der Region, die unter den wirtschaftlichen  Folgen der Corona-Krise leiden.

Bayer gehört zu den Unternehmen aus der Region, die unter den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise leiden.

Foto: picture-alliance/ dpa/Oliver Berg

Auf den Virus-Crash folgte am Freitag eine fast verblüffende Zwischenerholung: Eine Flut von Kaufaufträgen trieb die Börsenkurse in Europa und Amerika nach oben. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Turbulenzen ausgestanden sind. Denn die schlimmsten Auswirkungen der Corona-Krise auf die Wirtschaft stehen noch bevor. Zur steigenden Angst in der Realwirtschaft kommt nun zunehmend die Sorge um die Finanzfirmen. So notwendig die Schritte zur Eindämmung der Pandemie sind: Für die Wirtschaft sind sie desaströs. In der Reise- und der Messebranche sind schon erste Firmen zahlungsunfähig, obwohl der Höhepunkt der Infektionswelle überhaupt noch bevorsteht.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr befürchtet eine ganze Kette von Insolvenzen in der Branche. Die Autobranche befand sich ohnehin in der Rezession, jetzt erhält sie noch einen Tritt in die Kniekehle. Egal, wo auf der Welt: Wer der Konjunktur misstraut, verschiebt eher die Anschaffung eines Neuwagens. All das betrifft auch die Banken. Denn insolvente Unternehmen bedienen ihre Kredite nicht mehr.

Das erklärt die immense Sorge um das Finanzsystem. Doch es gibt noch einen zweiten Faktor: Ein lange aufgestautes Unbehagen über die hohen Bewertungen und den extrem langen Boom an den Märkten. Alle Beteiligten war klar, dass die Party von billigem Zentralbankgeld angetrieben war. Doch was steigt, fällt auch wieder. Da reicht ein kleiner Auslöser, um die Kurse ins Rutschen zu bringen. Jetzt kam sogar ein riesiger Schock. Wer helfen kann, ist der Staat. Und die Zentralbanken müssen noch mehr tun, um die Schocks abzufedern.

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