Kommentar Wahlkampf der FDP - Die Antikampagne
Galgenhumor als Rettungsanker. Die Lage muss aussichtslos sein, um so in den Wahlkampf zu ziehen. "Keine Sau braucht die FDP!" Wer einen solchen Slogan derzeit plakatiert?
Die FDP selbst - im Landtagswahlkampf in Brandenburg. Selbstironie als liberaler Stimmungsaufheller und als Appell an die Wähler, der eigentlich nur so zu übersetzen ist: Vergesst die FDP nicht!
Wirklich keine Sau? Da müssen die Meinungsforscher beinahe zustimmen. Bei der bislang letzten Wahlumfrage in Brandenburg waren die ermittelten Werte für die FDP zu gering, um statistisch erfasst zu werden. Sauschlecht. Das ist für eine Partei mit Tradition verheerend, zumal es die FDP in Brandenburg bei der Landtagswahl 2009 erstmals seit 1990 (!) wieder ins Plenum geschafft hatte - mit passablen 7,2 Prozent.
Allensbach-Chefin Renate Köcher hatte unlängst gesagt, wenn es die FDP in den nächsten drei Jahren nicht schaffe, sich zu konsolidieren, stelle sich für die Partei die Existenzfrage. In Sachsen, Brandenburg und Thüringen, wo im August und September neue Landtage gewählt zu werden, droht den Liberalen ein weiterer Teil ihrer ohnehin brüchigen Basis in den Länder wegzubrechen.
In allen drei Ländern schaffte die FDP 2009 den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. Jetzt steht sie in Dresden, Potsdam und Erfurt erneut vor dem parlamentarischen Aus. Die Antikampagne in Brandenburg entspricht dem Mut eines Verzweifelten. Tiefer geht es kaum. Die FDP muss die Antwort liefern, warum sie weiter gebraucht wird. Und zwar bald.